Amtsverzicht: Stronach-Partei bietet Bares

Stronach-Gefolgsleuten wurden in internen Mails Posten und Geld versprochen.

Es ist eine fragwürdige Vereinbarung, die vor der Wahl in Niederösterreich am 3. März im „Team Stronach“ formuliert worden ist. Für ihren Einsatz im Wahlkampf sollten zwei Gefolgsleute mit Ämtern belohnt werden.

Laut dem Dokument, das dem KURIER vorliegt (Faksimile), sollte Ludwig Buchinger Bundesrat werden. Für Franz Marchat war der Klubobmann-Posten vorgesehen. Für den Fall, dass es damit nichts wird, sollten „Zahlungen in der Höhe der jeweiligen Gehälter für die nächsten fünf Jahre fällig“ werden. Bei einer Bundesrats-Gage von 4153 € wären das 290.000 € für den Ex-Blauen Buchinger gewesen. Marchat, einst FPÖ-Klubchef in Niederösterreich, hätte in fünf Jahren 814.100 € erhalten.

Das Dokument wurde nicht unterzeichnet. Stronachs rechte Hand, Kathrin Nachbaur, versuchte, die Kosten auf je 100.000 € zu drücken. Da weder Buchinger noch Marchat die gewünschten Ämter bekommen haben, müsste der „Bonus“ fällig sein.

Sowohl Marchat als auch die Bundespartei wollten sich gegenüber dem KURIER nicht zur Causa äußern. Keinen Kommentar gab es auch zum parteiinternen Planspiel, Marchat werde nun ein Nationalratsmandat in Aussicht gestellt. Er soll Spitzenkandidat in Niederösterreich für die Nationalratswahl im Herbst werden.

Rücktritt angeboten

Ernest Gabmann jr., Landeschef des „Team Stronach“, sagte dem KURIER zur Vereinbarung: „Meines Wissens nach kam sie nicht zum Abschluss.“ Er „distanziere“ sich auch von derlei Praktiken. „Ich bin verwundert wegen der Idee, solche Dinge mit Vereinbarungen zu lösen. Die Kollegen, die nominiert werden, sollten aus Wahlen in den Gremien hervorgehen.“

Das war dann zumindest beim Bundesrat so vorgesehen. Es gab einen internen Wettbewerb. Wer die meisten Vorzugsstimmen bei der Wahl bekommt (in Relation zum Wahlkreis), wird in die Länderkammer entsandt. In einer Sitzung mit Stronach am Montag in Oberwaltersdorf zählte das nicht mehr. Sieger Thomas Heigl ging leer aus; Gerald Zelina wird Bundesrat. Auch bei anderen Personalia setzte sich Stronach trotz Protests der Basis durch. Sein Favorit Walter Laki wird Klubchef im Landtag. Gabmann, Spitzenkandidat bei der Wahl, ist durchgefallen, obwohl er die meisten Vorzugsstimmen im Land ergattert hat.

Amtsverzicht: Stronach-Partei bietet Bares
Amtsverzicht: Stronach-Partei bietet Bares

Er scheint genug zu haben von der Partei. Nach Stronachs Personal-Machtwort soll Gabmann verkündet haben, abzudanken und die Partei zu verlassen. Am Dienstag sagte er dem KURIER: „Ich habe den Rücktritt angeboten, weil es üblich ist, dass der Ranghöchste die Obmannschaft inne hat. Das ist Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger. Ich wurde aber gebeten, zu bleiben.“ Das werde er vorerst. Gabmann wäre der nächste prominente Abgang nach Bundeskommunikationsleiter Rudolf Fußi und Parteimanager Stefan Wehinger.

Auch an der Basis gärt es. „Es gibt einen militanten Führungsstil“, sagt Walter Wittmann, Bezirksobmann in Mistelbach. Die „wahren Chefinnen“ seien Kathrin Nachbaur und Renate Heiser-Fischer, beide Stronachs Assistentinnen. Diese würden „sämtliche Personalentscheidungen für Stronach vormanipulieren“. Zudem werde „oben mit Geld um sich geworfen, für uns unten ist keines da“. Und so ist Wittmann gestern zurückgetreten; vier weitere NÖ-Bezirksobleute würden das demnächst tun.

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