Causa Silberstein: Gusenbauer mischte bei Deals von Ex-SPÖ-Berater mit

Unter Druck: Alfred Gusenbauer
Der verhaftete SPÖ-Berater Tal Silberstein und sein Partner betrieben ein Netzwerk an umstrittenen Firmen, in einer dazugehörigen Muttergesellschaft sitzt der Ex-Kanzler in führender Position.

Die Protokolle der rumänischen Antikorruptions-Behörde sprechen eine Sprache, die deutlicher kaum sein könnte: Tal Silberstein und sein milliardenschwerer Partner Beny Steinmetz haben den Staat Rumänien um umgerechnet 150 Millionen Euro geschädigt. Seit Jahren laufen die Ermittlungen rund um Grundstücksspekulationen, in die beide rund um das Jahr 2005 involviert waren.

Zu Jahresbeginn verdichteten sich die Verdachtsmomente derart, dass internationale Haftbefehle im März erlassen wurden. Zu Beginn der Woche klickten bei beiden in Israel die Handschellen.

Causa Silberstein: Gusenbauer mischte bei Deals von Ex-SPÖ-Berater mit
Tal Silberstein, an adviser to Austrian Chancellor Christian Kern, arrives at the Israeli Rishon Lezion Justice court, near Tel Aviv on August 14, 2017. It was the second time Steinmetz had been detained by Israeli authorities since December, when he was placed under house arrest as part of a corruption probe involving mining deals in the African nation of Guinea. / AFP PHOTO / JACK GUEZ

Der inzwischen in aller Hektik geschasste SPÖ-Berater Silberstein und sein langjähriger enger Partner, Beny Steinmetz, einst als reichster Mann Israels gehandelt, betrieben über Jahre ein internationales Unternehmensnetzwerk, in dem mutmaßlich auf oft abenteuerliche Weise abenteuerliche Gewinne erzielt wurden. Zentrale Geschäftsfelder: Bergbau und Immobilien. Zentrale Schauplätze: Afrikanische Staaten wie Guinea, Angola oder Sierra Leona – und das EU-Land Rumänien. Hier liefern die Ermittlungen der rumänischen Behörden tiefe Einblicke in schon dem ersten Anschein nach zweifelhafte Geschäftspraktiken.

Umweltzerstörung

Eines der größten Projekte von Beny Steinmetz und der kanadischen Bergbau-Firma "Gabriel Resources", bei der er einflussreicher Aktionär ist, ist eine Goldmine in der Bergregion Rosia Montana. Das Projekt war wegen der drohenden Umweltzerstörung – so sollten Berge gesprengt werden – von Anfang an umstritten und stieß auf massiven Widerstand in der örtlichen Bevölkerung. Auch politisch ist das Projekt weiterhin umstritten und wurde deshalb immer wieder auf Eis gelegt – um danach wieder aktiviert zu werden.

Causa Silberstein: Gusenbauer mischte bei Deals von Ex-SPÖ-Berater mit
Grafik. Foto: REUTERS

Gusenbauer vermittelt

In leitender Position bei dem Unternehmen – die Firmen-Homepage nennt ihn "director" – sitzt der ehemalige österreichische Kanzler Alfred Gusenbauer. Das Engagement des Ex-SPÖ-Spitzenpolitikers fügt sich perfekt in dessen enges geschäftliches Verhältnis zu Steinmetz und dessen Partner Silberstein, mit dem Gusenbauer nach Medienberichten auch direkte Geschäftskontakte hatte.

Schließlich war ja Steinmetz einer der wichtigsten Geldgeber für den österreichischen Immobilien-Investor Rene Benko – und der wiederum wird seit Jahren von Gusenbauer beraten.

Briefkasten-Firmen

Doch gerade Rumänien, wo Gusenbauer für die Steinmetz-Firma im Einsatz ist, ist eben auch Schauplatz anderer Geschäfte des Multimillionärs und seines Partners Tal Silberstein. Es geht um Grundstücke in einem Waldgebiet unweit von Bukarest. Die hatten einst der rumänischen Königsfamilie gehört, und einer von deren Sprösslingen wollte die nach der Wende 1989 vom Staat zurück. Steinmetz und Silberstein engagierten sich für den Adeligen und verschafften ihm innerhalb kurzer Zeit diese Grundstücke zurück.

Causa Silberstein: Gusenbauer mischte bei Deals von Ex-SPÖ-Berater mit
FILE PHOTO - Israeli billionaire Beny Steinmetz is seen during a business event in Tel Aviv, Israel August 8, 2010. Picture taken August 8, 2010. REUTERS/Stringer/File photo NO RESALES. NO ARCHIVES

Nach den übereinstimmenden Berichten rumänischer Medien bediente man sich dabei der erstklassigen Beziehungen zur rumänischen Spitzenpolitik. Silberstein beriet ja dort auch Premierminister.

Natürlich zahlte sich das Engagement auch für die beiden aus. Ein Immobilienunternehmen im Briefkastenfirmen-Paradies Panama, in der Silberstein als Manager auftaucht, mischte auf einmal bei den Grundstücken mit. Die wiederum ist mit einer Firma auf Zypern – ebenfalls Briefkasten-Paradies – eng verschränkt, die ebenfalls an den Geschäften mitverdient. Durch Umwidmungen werden da Grundstücke, die um einen Euro pro Quadratmeter gekauft wurden, plötzlich 380 Euro pro Quadratmeter wert. Millionengewinne werden gemacht, um die der rumänische Staat – so der Vorwurf der Korruptionsjäger – betrogen wurde.

Doch die Ermittlungen rund um Steinmetz und Silberstein gehen noch viel weiter. So sollen hinter den Rumänien-Geschäften nicht nur diese zweifelhaften Riesengewinne, sondern auch Steuerhinterziehung und Geldwäsche stecken. Und dafür interessieren sich nicht nur die Rumänen. Auch das amerikanische FBI und die Schweizer Behörden sind hinter den beiden her.

Tal Silberstein verhaftet

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