Wahlfrühstück im Hause Erwin Pröll

Erwin Pröll und seine Frau Elisabeth bei den niederösterreichischen Gemeinderatswahlen 2015.
Der Wahltag im Hause Pröll beginnt um 9 Uhr. Eine Reportage aus Radlbrunn.

Wahlsonntag in Radlbrunn. Im Heimatort von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll war kein großer Medienansturm angesagt. Das ist auch nicht verwunderlich. Pröll hat sich zum Jahreswechsel selbst aus dem Rennen um die Hofburg genommen. Wie sich nun herausstellt, ist die Absage schon viel früher erfolgt.

Im Hause Pröll, 9 Uhr: Sissy Pröll, die Gattin des Landeschefs, serviert einer kleinen Runde Bier und Würstel. Das hat an Wahltagen bei ihm Tradition. Die sonst übliche Spannung fehlt aber. Erwin Pröll ist sichtlich gut gelaunt. Natürlich fiebere er mit dem ÖVP-Kandidaten Andreas Khol mit. "Ich hoffe, wir können in Niederösterreich das beste Ergebnis für ihn einfahren." Es ist kein Wehmut dabei, wenn er sagt: "Wäre ich angetreten, hätte es zwar eine andere Ausgangsposition gegeben.

Aber ich bin froh, dass es so ist, wie es ist", erzählt der Landeschef.

Dass Khol und nicht er in den Wahlkampfring einsteigen würde, war lange Zeit in ÖVP-Kreisen fast undenkbar. Ja, es stimme, dass die Bundes-ÖVP Erwin Pröll als Kandidaten lange Zeit ganz oben auf der Rechnung hatte. "Im vergangenen April (2015) wurden die ersten Umfragen gemacht". Dabei sei er deutlich besser als Alexander van der Bellen oder Irmgard Griss gelegen, erzählt Pröll.

Doch fix sei seine Kandidatur schon damals nicht gewesen. "Ich habe Reinhold Mittlerlehner im Juni gesagt, dass er nicht davon ausgehen könne, dass ich ein fixer Kandidat bin".

Also begab sich die ÖVP auch auf Anraten Prölls auf die Suche nach Alternativen. Da war zunächst nicht von Andreas Khol die Rede. Ein rund zehnköpfiger Personenkreis sei abgetestet worden, darunter Franz Fischler, Helga Rabl-Stadler oder Othmar Karas. Mit dem Ergebnis, dass im vergangenen Sommer von allen potenziellen Anwärtern nur Pröll als aussichtsreicher Kandidat hervorgegangen sei. Auch eine zweite große interne Umfrage im Oktober sah Pröll noch deutlicher vor den Konkurrenten. In Niederösterreich hätte der Landeschef sogar damit rechnen können, knapp 50 Prozent der Stimmen holen zu können. Sein Ruf, sich von der Bundesregierung nichts sagen zu lassen, dürfte ihm geholfen haben.

Trotz guter Umfragewerte kam dann die Absage. "Ich habe Anfang Dezember endgültig Nein gesagt." Mitterlehner wollte aber noch Zeit. Daher sei beschlossen worden, die Absage geheim zu halten. Erst am 7. Jänner kam es dam zum offiziellen Aus einer Pröll-Kandidatur. Warum? Die Kampagne, die gegen ihn gefahren wurde, habe keine Rolle gespielt, sagt der Landeschef. Vielmehr sei es das "beschränkte Betätigungsfeld des Bundespräsidenten" und dass es "kein Budget" gebe, einer der Gründe gewesen. Und: "Ich habe 2013 beim Wahltag in Niederösterreich gesagt, dass ich im Land bleibe." Und dieses Wort habe er halten wollen.

Kommentare