Sonderklassen sollen nur "temporär" sein

Im ländlichen Raum erreichen Klassen oft nicht die Höchstzahl von 25 Schülern.
Integration: Kurz’ Experten wollen Kinder mit gutem und schlechtem Deutsch nicht ständig trennen.

Zurückhaltend bis ablehnend reagierten Bildungsministerium und Institutionen wie der Wiener Stadtschulrat gestern auf Vorschläge des Expertenrats im Integrationsministerium.

Wie berichtet, schlagen die Berater von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz vor, dass Kinder mit Sprachproblemen verpflichtend ein zweites Kindergartenjahr absolvieren und in speziellen Gruppen bzw. Klassen ("Vorbereitungsklassen") unterrichtet werden sollen. Der Grund: Das bisherige System (schulpflichtige Kinder nehmen als "außerordentliche Schüler" sofort am Regelunterricht teil) sei de facto gescheitert.

Vorbild ist für die Integrationsfachleute Hamburg, wo Kinder mit Deutsch-Defiziten – ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft – zumindest ein Jahr lang verpflichtend separat unterrichtet werden.

"Ich bin grundsätzlich gegen die Einrichtung von Ausländerklassen", sagte dazu die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl zum KURIER.

Sie kenne die Pläne der Integrationsexperten zwar nicht im Detail – der gesamte Integrationsbericht wird offiziell erst am Montag präsentiert. Allerdings sehe sie nur wenig Veränderungsbedarf bei den Deutschkursen für junge Zuwanderer. "Das in der Bundeshauptstadt bestehende Angebot an Alphabetisierungskursen ist ausreichend. Sonst hätten wir es ja längst geändert."

Verbesserungen

Im Bildungsministerium sieht man die Sache ähnlich. Schon jetzt würden in Ballungsräumen Kinder mit Sprachdefiziten in Gruppen auf den Regelunterricht vorbereitet.

"Beim Wechsel vom Kindergarten in die Volksschule gibt es bei der Betreuung zwar noch Verbesserungspotenzial", sagt eine Sprecherin von Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek. Es mache aber keinen Sinn, die Kinder langfristig aus der Gruppe bzw. den Schulklassen herauszunehmen.

Für den Vorsitzenden des Expertenrats im Integrationsministerium, Heinz Faßmann, ging es gestern darum, die Vorschläge zu präzisieren. Die Vorbereitungsklassen seien keinesfalls "dauerhaft", sondern nur temporär angedacht. "Man kann sich das wie einen Crashkurs vorstellen, der durchaus auch in den Sommermonaten stattfinden kann." Ziel müsse ohnehin sein, die Kinder schnell in den Regelunterricht zu übernehmen. Ein "paralleles Schulwesen" , so Faßmann, sei keinesfalls sinnvoll.

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