"1000 Schweinebauern werden zusperren"

APA12731342 - 14052013 - WIEN - ÖSTERREICH: Abgeordnete des Team Stronach bringen Stofftiere zur Sitzung im Rahmen einer Sondersitzung des Nationalrates zum Bienenschutz am Dienstag, 14. Mai 2013 im Parlament in Wien. APA-FOTO: HANS PUNZ
Besonders in der Steiermark stehen Hunderte Bauern durch das Pestizid- Verbot vor dem Aus.

Blasius Gsöls, der Obmann der Schweinezucht Steiermark, ist „schon sehr angefressen“ auf die Politik. „Bei uns in der Steiermark ist das Verbot der Neonicotinoide ein Wahnsinn“, klagt Gsöls, an die tausend bäuerlichen Betriebe müssten nun zusperren und die Bauern sich eine neue Arbeit suchen.

Der Grund für die Aufregung: Der steirische Landtag hat in der Nacht auf Mittwoch als erstes Bundesland den Einsatz von Neonicotinoiden verboten, wenn auch vorerst zeitlich begrenzt. Agrar-Landesrat Hans Seitinger: „Wir haben den Beschluss vorweggenommen, der aus Wien und Brüssel ohnehin gekommen wäre.“

Doch für die Steirer ist das Verbot doppelt bitter: Ein Großteil der 1500 steirischen Schweinebetriebe ist im Österreich-Vergleich sehr klein, meist mit Ackerflächen unter 15 Hektar. „So kleine Betriebe waren nur durch die Schweinemast mit dem Maisanbau möglich“, sagt Gsöls. Mais wächst hier Klima-bedingt ausgezeichnet, Weizen oder andere Futtermittel wären auf steirischen Böden viel weniger ertragreich. Daher gibt es so viele kleine Schweinezucht-Betriebe, die gleichzeitig auf wenigen Hektar ihren Futtermais anbauen und diesen mit der Schweinegülle auch gleich ausreichend düngen können – ein perfekter kleiner Kreislauf, der aber in der Praxis ohne Pestizid-Einsatz nicht vorstellbar ist.

Dazu kommt, dass die Betriebe zum Schutz der Bienen vor den Neonicotinoiden zuletzt mehrmals verpflichtet wurden, ihre technischen Geräte um einige Tausend Euro aufzurüsten, damit das Pestizid wirklich nur bei der Mais-Aussaat bleibt, und nicht in die Luft und auf andere Pflanzen kommt. „Diese Investitionen waren für die Katz’“, sagt Bauer Gsöls.

Der Chef der Mastschweinevermarktung Styriabrid, Josef Polz, kann Gsöls nur beipflichten. „Keiner hat bei der Diskussion um das Pestizid dazugesagt, dass das Hunderte Bauernexistenzen kosten wird.“ Dabei sei man doch immer so stolz gewesen auf die vielen kleinen Bauernbetriebe: „Ich bin nur mehr wütend.“

Pölz und Gsöls rechnen damit , dass allein in der Steiermark aufgrund des Pestizid-Verbots bis zu tausend Kleinbauern aufhören werden, weil sich der Aufwand für diese kleinen Betriebe nicht mehr lohnt und ein Zukauf von Futtermitteln zu teuer sei.

Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski spricht von einem großen Dilemma für die Landwirtschaft. „Das steirische Verbot war ja überfallsartig und nur die Folge von einem großen Polittheater. Und es bedeutet, dass jetzt sicher deutlich weniger Saatmais angebaut wird, und Gentechnik-Mais aus dem Ausland Tür und Tor geöffnet wird.“ Natürlich sei man vehement gegen das Bienensterben, aber Neonicotinoide seien ohnehin nur eine von vielen Ursachen gewesen.

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