"Autonomie gibt Schulen mehr Verantwortung"

Verloren im Bildungsirrweg: Neos wollen mehr Eigenständigkeit und Eigenverantwortung der Schule.
Neos-Chef Strolz will Schulen von starren Gesetzen befreien. VP-Mann Busek hilft dabei.

Matthias Strolz, Neos-Chef und Bildungssprecher, warnt vor der großen Schulreform, wie sie die Regierung bis November umsetzen will. "Durch die geplante Verländerung der Lehrer wird das Parteibuch, das leider wichtigste Buch in der Schule, einmal mehr aufgewertet. Wie es aussieht, ist die Reform ja nur ein machtpolitischer Abtausch beim Zugriff auf die Lehrer." Generell würden gute Reformen scheitern, weil "ÖVP und SPÖ nicht bereit sind, ihre politische Kontrolle abzugeben. Und weil die Schulkultur von Misstrauen geprägt ist. Und weil Eigenverantwortung bei uns nicht sehr hoch hängt".

Der Neos-Plan: Eine umfassende Ausweitung der Schulautonomie. "Es gibt ja schon viele hoch engagierte Schulleiter und Pädagogen, die wir im militärisch organisierten Schulbetrieb nur jeden Tag aufs Neue frustrieren", sagt er zum KURIER.

Am Montag stellt er sein Buch "Die mündige Schule – Buntbuch Schulautonomie" vor. Es enthält ein Schulautonomie-Konzept, das laut Strolz "die bisher umfassendste und tiefgehendste Auseinandersetzung mit der Chance Schulautonomie" sein soll.

Co-Herausgeber ist überraschenderweise Erhard Busek. "Ich habe zugesagt, weil ich gefragt wurde, mich das Thema interessiert und ich glaube, da was zu sagen zu haben. Ich habe auch schon bei einem Buch des BSA (Bund Sozialdemokratischer Akademiker) mitgearbeitet.

"Aber worum geht’s? "Wir müssen Lehrern, Eltern und Schülern mehr Gefühl für Verantwortung geben. Derzeit sind Schulen in einer Art Entfremdungsprozess, wo sie zum Teil gar nicht mehr wissen, wozu sie da sind", erklärt Busek. "Früher gab es mehr Spielraum für Lehrer. Heute kommt es vor, dass bei Lehrerkonferenzen mehr als die Hälfte der Zeit darauf verwendet werden muss, fragwürdige Erlässe des Ministeriums zu verlesen. So hat die Konferenz keinen Sinn", findet Busek. Er will weniger gesetzliche Regelungen. "Das Fachhochschulgesetz (FH) hat 28 Paragrafen. Der Rest ist Gestaltungsspielraum. Das wäre auch für Schulen gut und wünschenswert.

"Unter Schulautonomie versteht Strolz pädagogische und finanzielle Autonomie am Schulstandort. "Weil wir derzeit engagierte Schulen, die konstruktiv, kreativ und innovativ sein wollen, bestrafen. Nach dem Motto: Zahlen dürft’s euch alles selber." Strolz drängt auf freie Schulwahl, eine pro-Kopf-Finanzierung der Schulen und eine Gleichstellung öffentlicher und privater Schulen.

Er wünscht sich eine personelle Freiheit der Schule – Lehrer sollten nur am Schulstandort angestellt werden, der Direktor auf Zeit bestellt. "Dann braucht’s auch kein Dienstrecht mehr, sondern wie in allen anderen Branchen einen Rahmen-Kollektivvertrag." Nur dann können "Talente blühen", sagt Strolz.

Kommentare