Auf eine Wurst mit Andreas Khol

Das Gurkerl fehlt noch: Beschürzt und mit Eifer gab Andreas Khol nahe der Albertina den Würstelbrater
Der christkonservative Kandidat kämpft vor allem um mehr Sympathie.

Andreas Khol steht zwischen eingerexten Essig-Gurkerln und gekühltem Bier, er zerlegt eine Currywurst in appetitliche Happen und reicht sie über die Budel.

Es ist ein kurzer Moment. Ein Moment, in dem der zwischen Fotografen und Fernsehkameras gesittet wartende Kunde vermutlich längst an den ersten Bissen denkt. Doch Khol will etwas loswerden, ein Detail das ihm am Herzen liegt. Und so sagt der Präsidentschaftskandidat der ÖVP: "Was für eine schöne Sauce!" Das Aug’ isst mit – wer kann da widersprechen?

Es ist Wahlkampf und Andreas Khol hat Wien-Tag. Zuerst war er im Hörndlwald, später schaut er bei der Polizei vorbei, aber jetzt ist er beim Bitzinger bei der Albertina, sprich: Herr Khol macht auf Würstelstandler.

Eitrige mit Bugl

Sie haben ihm eine Schürze umgebunden und vorne an der Theke platziert. Die Idee ist nicht neu, aber immer noch gut. Immerhin deckt der gemeine Würstelstand so manches ab, wofür man in einem Wahlkampf gerne steht: Wer "a Eitrige mit an Bugl" ordert oder ausgibt, der ist irgendwie geerdet und hat für die kleinen lukullischen Freuden im Leben etwas übrig.

Auf eine Wurst mit Andreas Khol
ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol am 23.02.2016 in Wien. Bis zum 18. März müssen alle potenziellen Kandidaten 6000 Unterstützungserklärugen gesammelt haben.
Beim gebürtigen Tiroler steht die geräucherte Waldviertler zwar höher im Kurs als der "Klassiker" – Käsekrainer mit Schwarzbrot-Scherzerl – aber das sind Details, das ist Beiwerk. Im Grunde mag er’s hier, und solcherart versteht er die Frage "Warum gehen Sie zum Würstelstand?" fast als Verbal-Injurie. "Kennen Sie jemanden, der nicht gerne zum Würstelstand geht?"

Für Andreas Khol ist es einigermaßen schwierig einzuschätzen, wie seine Kampagne wirklich läuft. Geht es nach den empirischen Daten, stottert der Motor: Im APA-OGM-Vertrauensindex wie bei diversen Umfragen ist Khol verlässlich im hinteren Drittel. Und am offenkundigsten Manko des Konservativen, den persönlichen Sympathie-Werten, konnte selbst die Notbremsung im Februar, der Wechsel des Wahlkampf-Managers, noch nichts ändern.

Ich mag die Leut’

"Ich mag das Land, ich mag die Leut’." Mit diesem Satz war der 73-Jährige in den Wahlkampf gestartet. Doch die Leute sind sich offenbar nicht sicher, ob das auch umgekehrt gelten soll. Mögen die Menschen Andreas Khol? Am Würstelstand ist jedenfalls keine große Ablehnung zu spüren.

Das liegt wohl daran, dass die Würste während des kurzen Stopps von der ÖVP übernommen und de facto ausnahmslos von Menschen geordert werden, die – mit Ausnahme von ein paar japanischen, polnischen und amerikanischen Touristen – dem Christkonservativen wohlgesonnen sind.

Nein, wer wissen will, ob die Menschen Andreas Khol zugetan sind, der muss mit ihm ein paar Schritte über die Goethegasse und durch die U-Bahn-Station spazieren: Neben der Staatsoper beginnen zwei italienische Teenager auf der anderen Straßenseite zu winken – sie haben die Kameras und Fotografen gesehen, sie kapieren: Da geht ein Promi. Plötzlich beginnt die ganze Gruppe zu winken, Khol fragt "Soll ma hingehen?" – und findet sich Augenblicke später umringt von einer italienischen Schulklasse, die mit ihm Selfies knipst und inbrünstig applaudiert, als er sie mit "Azzurri avanti" (=Hoppauf, Italien!) verabschiedet.

Auf eine Wurst mit Andreas Khol
ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol am 23.02.2016 in Wien. Bis zum 18. März müssen alle potenziellen Kandidaten 6000 Unterstützungserklärugen gesammelt haben.
Minuten später, Khol ist kurz vor der Wachstube am Karlsplatz, rennt ihn ein älterer Herr fast nieder und sagt ihm wutschnaubend aufs Gesicht zu: "I wö Sie net, Sie san jo a alter Mann!"

Was also gilt nun? Wie sehr mögen sie ihn?

Im Wahlkampfteam ist man überzeugt: Vor der ersten TV-Debatte ist jede Prognose Unsinn. "Die Wahl wird im Fernsehen entschieden", sagt der Wahlkampfleiter.

Und was ist mit Andreas Khol selbst? Glaubt er daran, dass er am 24. April in die Stichwahl kommt? Falls nicht, versteht es der Polit-Routinier ausnehmend gut zu verstecken. Er witzelt sogar über ein frühes Scheitern. Wir sind wieder beim Würstelstand. "Wenn ich’s am 24. nicht schaff’, krieg ich dann bei Ihnen einen Job?"

Der Mann am Grill wägt ab. All die Kameras, all die Zuhörer, schwierige Frage. "Wenn’s am 24. nicht klappt, dann kommen’s am 25. zu mir, dann red’ ma."

Auf eine Wurst mit Andreas Khol
ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol am 23.02.2016 in Wien. Bis zum 18. März müssen alle potenziellen Kandidaten 6000 Unterstützungserklärugen gesammelt haben.

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