Asylwerber unter 25 dürfen Lehre machen

Die Lehre – Stiefkind der Bildungspolitik
Der Sozialminister erleichtert den Arbeitsmarktzugang für junge Asylwerber. Kritik kommt aus dem Innenressort.

Asylwerber unter 25 Jahren dürfen künftig eine Lehre machen - nicht von vornherein in jedem Beruf, sondern wenn bei einem Beruf ein "nachgewiesener Lehrlingsmangel" besteht. Das sieht ein Erlass vor, den Sozialminister Rudolf Hundstorfer dem AMS zukommen ließ, berichtet der Standard. Bisher mussten Asylwerber jünger als 18 Jahre sein. Wo ein solcher Lehrlingsmangel besteht, werde regional vom AMS entschieden, hieß es aus dem Sozialministerium.

Das Innenministerium ist davon gar nicht angetan: „Wir lehnen das ab, ja, angesichts der Arbeitsmarktlage finden wir es bedenklich“, sagte ein Sprecher von Johanna Mikl-Leitner. Zwar sei es „Sozialminister Hundstorfers gutes Recht, so etwas zu entscheiden. Aber mit uns wurde das nicht koordiniert.“ Und: Jede weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für Asylwerber mache Österreich als Zielland noch attraktiver, und Österreich habe schon jetzt eine der höchsten Asylquoten in Europa.

"Ich erwarte mir keine Jubelrufe. Jetzt probieren wir einmal, wie das geht."

Hundstorfer nimmt die Kritik gelassen: "Ich erwarte mir keine Jubelrufe. Jetzt probieren wir einmal, wie das geht", sagte er gegenüber Ö1. Es handle sich auf keinen Fall um ein Massenprogramm und es gebe nach wie vor Hürden. Unternehmen die einen Asylwerber als Lehrling aufnehmen wollen, müssen nachweisen, dass sie keinen geeigneten Bewerber aus Österreich oder einem anderen EU-Land für die Lehrstelle gefunden zu haben. Mit negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt rechnet Hundstorfer nicht, "weil das Procedere so steuerbar ist, dass es gar nicht negativ werden kann. Denn der Regionalbeirat des AMS muss zustimmen. Und der Regionalbeirat wird wissen, was in seiner Region los ist." In Wahrheit gehe es darum, Schwarzarbeit zu verhindern, so Hundstorfer.

Begrüßt wird der Schritt von der Wiener Caritas, doch weitere Erleichterungen müssten folgen. Geschäftsführer Klaus Schwertner: „Zum einen sieht der Erlass vor, dass die Lehre nur in ausgewählten Sparten möglich sein soll. Zum anderen bleiben wir dabei: Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist für Asylwerber derzeit viel zu restriktiv geregelt. Denn selbst wenn diese Menschen ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten und auf eigenen Beinen stehen wollen, ist es ihnen von Gesetzes wegen praktisch untersagt.“

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