Asyl: Mehrheit für private Quartiere

Zelte am Gelände der Landespolizeidirektion Eisenstadt: Österreicher bevorzugen Lösungen des Flüchtlingsproblems im Ausland, so Bachmayer.
Sechs von zehn Österreichern wollen es Privaten erleichtern, Flüchtlinge unterzubringen.

Sie melden leer stehende Wohnungen; sie schicken eMails mit Fotos ihrer frei stehenden Häuser; und manche rufen an, um eine Lagerhalle zur Verfügung zu stellen: Nachdem das Innenministerium am Wochenende in Inseraten aufgerufen hat, private Flüchtlingsquartiere einzumelden, antworteten viele Österreicher mit Angeboten. Wie viele genau, darüber wollte man im Innenministerium vorerst keine Angaben machen – man müsse die Seriosität der Meldungen erst prüfen.

"Fest steht aber, dass die Hilfsbereitschaft da ist", sagt ein Ministeriumssprecher. Mehr noch: "Sie ist so groß, dass wir das Personal der Hotline aufstocken müssen."

Wie dringend die Herbergssuche ist, zeigt die Auslastung der als Provisorien gedachten Zeltlager in den Bundesländern: In Thalham, Linz und Salzburg ist die Maximal-Zahl mit je 96 Flüchtlingen erreicht, auch in Kärnten (50) und Eisenstadt (160) galten am Montag alle Schlafplätze als belegt.

Grenzkontrollen

Asyl: Mehrheit für private Quartiere
Wolfgang Bachmayer,OGM,portraits,interview
Insgesamt passt der Andrang bei der Hotline (0800 23 00 90) zur allgemeinen Gemütslage. Denn entsprechend einer für den KURIER gemachten Umfrage des OGM-Instituts halten es sechs von zehn Österreichern (59 %) in der Flüchtlingsdebatte für zielführend, wenn es Privatpersonen leichter gemacht wird, Flüchtlinge aufzunehmen(Grafik unten). Dieser Wunsch deckt sich mit der Forderung, kleinere Flüchtlingsquartiere zu schaffen, um Lager wie Traiskirchen zu entlasten.

"Die Österreicher bevorzugen die Strategie, dass sich die Zivilgesellschaft vermehrt um die Flüchtlinge kümmert. So gibt es eine bessere Integration und soziale Kontrolle", sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

Das dürfe freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aufnahme der Flüchtlinge für die Befragten prinzipiell nur die zweitliebste Variante sei. "Generell sind den Österreichern Lösungen außerhalb des Landes am liebsten", sagt Bachmayer. So sei zu erklären, dass die verstärkte Kontrolle der EU-Außengrenzen mit 71 Prozent oder das rigide Vorgehen gegen Schlepperboote mit 70 Prozent die größte Zustimmung genießen.

Die Bundeshauptstadt Wien organisiert die Betreuung von Flüchtlingen nun neu: Ab sofort wird sich die Koordinationsstelle für Flüchtlingswesen um die Bedürfnisse von Asylwerbern sowie Menschen, die bereits Asylstatus haben, kümmern. Neuer Wiener Flüchtlingskoordinator ist der Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien, Peter Hacker.

Asyl: Mehrheit für private Quartiere

Acht Asylwerber sind am Dienstag nach einem Sitzstreik vor der Erstaufnahmestelle Traiskirchen verhaftet worden. Eine Gruppe von 20 Männern hatte die Straße blockiert, Gespräche blieben zwei Stunden lang erfolglos. Als die Polizei einschritt, kam es zu einem kurzen Gerangel.

Nach Angaben der Landespolizeidirektion waren die irakischen Staatsbürger erst am Wochenende von Traiskirchen in die Zeltstadt nach Eisenstadt verlegt worden.

Montagmorgen wollten sie offenbar nach Traiskrichen zurückkehren, wo ihnen der Zutritt aber verwehrt wurde. Schon am Sonntag hatte die Polizei einen kleineren Protest am Tor der Erstaufnahmestelle auflösen müssen. Vergangene Woche verlief ein Sitzstreik im Lager friedlich.

Kommentare