"Grüne und Neos haben die Rollen getauscht"

"Die Freiheitlichen haben im Wahlkampf kaum polarisiert", sagt Wolfgang Bachmayer.
Analyse: Für OGM-Chef Bachmayer steht eines fürs Wahljahr 2015 fest: "Der Bundestrend spricht gegen Rot und Schwarz".

Es mag banal anmuten, aber seit Sonntag wissen wir endgültig: Die Zeit der absoluten Mehrheiten ist vorüber."

Für Wolfgang Bachmayer, OGM-Chef und Meinungsforscher, bestätigt das Vorarlberger Wahlergebnis einen Trend, der seit 15 Jahren zu beobachten sei.

Ungeachtet der Tatsache, dass bei den vier im nächsten Jahr anstehenden Landtagswahlen (siehe Grafik unten) mitunter recht unterschiedliche Themen kampagnisiert werden (in der Steiermark stellt sich beispielsweise die rot-schwarze Reformpartnerschaft der Wahl, in Wien urteilen die Wähler über die Premiere von Rot-Grün), wird das Meta-Thema, also die Ablehnung einer absolut herrschenden Partei, überall durchschlagen.

"Am deutlichsten wird das wohl in Oberösterreich der Fall sein, wo, ähnlich wie in Vorarlberg, ein ÖVP-Landeshauptmann die absolute Mandatsmehrheit verteidigen muss – und diese wohl verliert", sagt Bachmayer.

Welche Schlüsse für das Wahljahr 2015 lassen sich abgesehen davon noch ziehen?

Rollentausch

Ein interessanter Aspekt ist wohl jener, auf den Meinungsforscher Bachmayer im Hinblick auf die vor den Wahlen veröffentlichten Umfragen hinweist: "Die Grünen und die Neos haben mittlerweile die Rollen getauscht."

Waren die Ökos in den letzten Jahren bei Sonntagsfragen vielfach die "Umfragenkaiser", die die in sie gesetzten Erwartung am Wahltag in hübscher Regelmäßigkeit enttäuschten, übernehmen diese Partie nun die Pinken.

Für Bachmayer ist das Neos-Ergebnis im Ländle dennoch ein uneingeschränkter, für das Wahljahr 2015 richtungsweisender Erfolg. "Die Neos haben aus dem Stand den Einzug in einen Landtag geschafft. Das ist anderen, mittlerweile etablierten Parteien wie den Grünen früher so nicht gelungen."

Dementsprechend rechnet Bachmayer zumindest bei den Wahlgängen in den "großen Flächenbundesländern", also Steiermark und Oberösterreich, fix mit dem pinken Einzug in den Landtag.

"Im urbanen Wien besteht aus meiner Sicht nach wie vor die Chance auf die Zweistelligkeit."

Für die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP ist das Vorarlberger Ergebnis nur von bedingter Brisanz. "Der Bundestrend spricht generell gegen beide Parteien, beide haben im Ländle de facto zu gleichen Teilen verloren", sagt Bachmayer.

Bleibt noch die FPÖ. Sie wurde, so befundet der OGM-Chef, Opfer einer "Pendelbewegung". Nachdem das Wahlergebnis 2009 für die Vorarlberger Blauen überraschend, man könnte auch sagen zu gut ausfiel, schlug das Pendel nun in die andere Richtung aus. Der im Vergleich zu anderen Landesparteichefs gemäßigt auftretende Frontmann Dieter Egger habe diesmal kaum provoziert. "Es war für einen Freiheitlichen im Wahlkampf auffallend freundlich, hat kaum polarisiert", sagt Bachmayer. "Das hat die FPÖ vermutlich das kleine Plus vom letzten Mal gekostet."

"Grüne und Neos haben die Rollen getauscht"

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