So gut gebildet sind Asylberechtigte in Österreich

Innenaufnahme einer AMS-Geschäftsstelle in Wien am 19.10.2015.
Die Stichprobe des ersten Kompetenzcheck ist zwar nicht repräsentativ, das AMS ist aber optimistisch ob der Ergebnisse und will den Test 2016 ausweiten.

Im Jahr 2015 stellten laut Innenministerium insgesamt 90.000 Menschen einen Asylantrag in Österreich. Für jene, denen Asyl oder subsidiärer Schutz (ein Aufenthaltsberechtigung nach dem Asylrecht ohne Fluchtgrund) zuerkannt wird, gibt es die Möglichkeit in den österreichischen Arbeitsmarkt einzusteigen. Oft ist es für Flüchtlinge jedoch schwierig, Arbeit zu finden. Einerseits scheitert die erfolgreiche Arbeitssuche an mangelnden Deutschkenntnissen. Andererseits ist es für das Arbeitsmarktservice (AMS) oftmals nicht nachvollziehbar, über welche Ausbildung ein Flüchtling verfügt - und somit auch schwer, einen passenden Arbeitsplatz zu finden.

Überraschende Ergebnisse und "Problemkinder"

Um dieses Vakuum zu füllen, hat das AMS Wien von August bis Dezember 2015 898 anerkannte Flüchtlinge ­– 451 Männer und 447 Frauen ­– einem fünfwöchigen, so genannten „Kompetenzcheck“ unterzogen. Nun liegen die ersten Ergebnisse des Versuchs vor: Diese sind durchaus überraschend positiv, allerdings gebe es auch ein paar „Baustellen“, wie AMS-Chef Johannes Kopf betont. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Die größte Gruppe an Teilnehmern (62 Prozent) stammt aus vier Ländern: Syrien, Iran, Irak und Afghanistan.
  • Sechs von zehn Teilnehmern verfügen über eine Berufsausbildung, Matura oder Studium. Nur jeder Zehnte verfügt über gar keine Schulbildung.
  • Die weiblichen Teilnehmer sind dabei durchwegs besser qualifiziert als die männlichen: So verfügt jede dritte Frau über einen Studienabschluss, aber nur 15 Prozent der Männer. Zum Vergleich: Österreich verfügt laut OECD über eine Akademikerquote von 30 Prozent.
  • Große Unterschiede gibt es zwischen den vier Ländern: Die afghanisch-stämmigen Flüchtlinge sind quasi die „Problemkinder“. Fast ein Drittel verfügt über keine Schulausbildung. Bei Asylberechtigten aus dem Irak hingegen verfügen vier von zehn über einen Studienabschluss.

Stichprobe ist nicht repräsentativ

Trotz dieser durchaus positiven Ergebnisse sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Aus zwei Gründen:

  • Die Stichprobe ist klein: Beispielsweise nahmen nur 40 aus dem Irak stammende Asylberechtigte an den Kompetenzchecks teil. Dadurch wird es statistisch gesehen sehr schwierig eine allgemeine Aussage zu treffen.
  • Das Verhältnis zwischen Frauen und Männern ist nicht korrekt: An den Kompetenzchecks nahmen etwa genauso viele Frauen wie Männer teil. Betrachtet man sich die Asylanträge nach Geschlecht aus dem Jahr 2015 ist das Verhältnis weit davon entfernt, ausgeglichen zu sein: Denn da lag das Verhältnis laut Innenministerium bei 70 Prozent Männern und 30 Prozent Frauen.

Nichtsdestotrotz sieht das AMS den ersten Feldversuch als Erfolg, und möchte dieses Jahr den Kompetenzcheck ausweiten: Insgesamt sollen 13.500 Asylberechtigte teilnehmen; das Budget soll dabei 12,5 Millionen Euro betragen.

Asylwerbern bleibt der Zugang verwehrt

Einerseits waren sich der AMS-Chef und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) einig, dass Flüchtlinge so schnell wie möglich integriert werden müssen. Dennoch bleibt der Minister bei einer Frage hart: Ob der Arbeitsmarkt denn nicht auch für Asylwerber geöffnet werden könne, um die Integration zu beschleunigen. Diese Frage beantwortete Hundstorfer mit Nein: Dazu sei die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt zu angespannt. Und Österreich sei ohnehin schon eine Top-Destination Arbeitssuchender aus der Europäischen Union.

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