Alte Kandidaten, neues Spiel

Alte Kandidaten, neues Spiel
Van der Bellen will im Wahlkampf auf das Versöhnende setzen, die FPÖ alles, nur keine "Materialschlacht".

"Jetzt erst recht!" Nein, Alexander Van der Bellen wird ihn natürlich nicht plakatieren, diesen Satz – ganz gleich, dass er vor 30 Jahren dabei geholfen hat, einen Kandidaten in die Hofburg zu bringen. Ein Van der Bellen will nicht an Waldheim erinnern, das ist völlig klar. Aber streng genommen ist genau das sein Motto: Jetzt erst recht, wir schaffen das!

"Ich stelle mich der Wahl und ich beabsichtige, diese zum zweiten Mal zu gewinnen", sagte der ehemalige Grünen-Chef am Freitag. Und die Entscheidung der 14 Höchstrichter traf weder ihn noch seinen erneuten Stichwahl-Gegner Norbert Hofer unvorbereitet.

Wie berichtet, herrscht in beiden Lagern seit Tagen emsiges Treiben. Längst haben die Strategie-Teams lange geplante Urlaubsreisen storniert, und die Parteiführungen von Grün und Blau haben zumindest informell die Wahlkampf-Budgets für die neuerliche Stichwahl beschlossen.

Wie aber legen sie’s an, die beiden? Mit welchen Konzepten wollen sie die Wähler im Herbst überzeugen?

Unkalkulierbarer Frust

"Die Ausgangssituation ist völlig neu, wir beginnen von vorne", sagt ein Grüner Wahlkampf-Stratege. So sei beispielsweise längst nicht abschätzbar, wie groß der Frust über die neuerliche Wahl in der Bevölkerung wirklich sei. Und am Ende könnten auch Themen wie der hierzulande erst seit Kurzem breiter diskutierte "Brexit" eine Rolle spielen.

Während Hofer am Freitag keine Festlegung traf, worauf er im Wahlkampf thematisch setzen will, versuchte Van der Bellen zwei Pflöcke einzuschlagen: Er sei der verbindenden Kandidat ("Mir geht es um den Zusammenhalt"). Und er sei wohl international renommierter ("Mir geht es darum, dass Österreich im Ausland gut vertreten sein wird").

Einig sind sich die beiden Kampagnen-Teams, dass der Wahlkampf ausnehmend sparsam und überschaubar bleiben soll. "Es wird keine Materialschlacht geben", sagt FPÖ-Stratege Herbert Kickl.

Zurückhaltung

Und auch was die öffentlichen Auseinandersetzungen angeht, wollen sich beide eher zurückhalten.

Also keine öffentlichen TV-Duelle?

Das wohl nicht. Allerdings haben Hofer und Van der Bellen im kleinen Kreis deponiert, dass bestimmte Formate für sie diesmal ausgeschlossen bleiben – keiner von beiden hat große Lust auf Casting-Show-ähnliche TV-Sendungen oder unmoderierte Gespräche.

Dementsprechend zurückhaltend gab man sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF gestern auch zu der Frage, wie denn der Wahlkampf begleitet wird. "Der Fahrplan zur Berichterstattung wird zeitnahe zur Entscheidung über den entsprechenden Wahltermin festgelegt", hieß es knapp in einer offiziellen Stellungnahme.

Und so blieb es FPÖ-Manager Kickl festzustellen, was ohnehin kein Geheimnis ist: "Langweilig wird’s nicht!"

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