Alois Stöger: Der stille Überlebenskünstler

Renovieren und Reformieren: Alois Stöger
Schon vor der Nationalratswahl 2013 war Stöger ein Wackelkandidat. Nun ist er im dritten Ressort.

Eine Geschichte über die politische Karriere Alois Stögers kommt nicht aus ohne den Hinweis darauf, dass sie – die Karriere – schon des Öfteren für beendet erklärt worden ist. Schon vor der Nationalratswahl 2013 war Stöger ein Wackelkandidat. Wann immer seither von einer Regierungsumbildung die Rede war, galt er als der Erste, der in den Reihen der SPÖ werde gehen müssen.

Nicht gänzlich unpassend zu Stögers Art und Auftreten, ist denn auch das Auffälligste an ihm als Minister, dass er es noch immer ist. Wenn er demnächst Rudolf Hundstorfer als Sozialminister beerbt, wird Stöger neben Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek der einzige im roten Regierungsteam sein, der seit Werner Faymanns erstem Tag als Kanzler mit ihm regiert.

Bei der Amtszeit enden auch schon die Gemeinsamkeiten zwischen Kanzler und Minister. Stöger gilt als loyal, aber es ist kein Geheimnis, dass er nicht zu Faymanns innerem Kreis zählt. Dass er niemand ist, der ins Rampenlicht drängt und ihm auch keine Ambitionen auf das Kanzleramt nachgesagt werden, dürfte seine politische Lebensdauer erheblich erhöht haben.

Was nicht heißt, dass Stöger nicht machtbewusst ist – er trägt es nur nicht so zur Schau. Diese Zurückhaltung ist ein zweischneidiges Schwert: Sie habe Stöger, so erzählen es Weggefährten, schon so manchen Verhandlungserfolg ermöglicht. Gleichzeitig führt sie zwangsläufig dazu, dass er sich unter Wert verkauft.

Reformen und Spuren

Zum Beispiel bei der Gesundheitsreform, wie Verhandler, die dabei waren, erzählen: Stöger habe dem damaligen Hauptverbandschef Hans Jörg Schelling bewusst die größere mediale Bühne gelassen – im Gegenzug für inhaltliche Zugeständnisse.

Stögers Bilanz als Gesundheitsminister ist denn auch besser, als man spontan glauben würde: Neben der ordentlichen Gesundheitsreform fallen auch die Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) sowie die Gratis-Zahnspange in seine Amtszeit. Im Infrastrukturministerium hat Stöger keine großen Spuren hinterlassen. Immerhin: Er hat sich im Riesen-Ressort anderthalb Jahre keine groben Schnitzer geleistet.

Was auch nicht dazu gepasst hätte, was man Stöger nachsagt: Fleißig sei er, das hört man oft; ein akribischer Arbeiter; und: ein angenehmer, weil menschlicher Chef. Dass er in seinen ersten Tagen im neuen Ressort unangekündigt Antrittsbesuche machte, ohne Allüren, einfach zum Hallo-Sagen, davon erzählen die Beamten im Verkehrsministerium heute noch gerne.

Im Sozialressort gilt es jetzt, die Rekord-Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, die Mindestsicherung zu reformieren und bis Ende Februar eine Pensionsreform zu Wege zu bringen. Der gelernte Werkzeugmacher Stöger kann beim Bohren dicker Bretter eigentlich nur positiv überraschen – wieder einmal.

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