"Front gegen Terror" ohne Bandion-Ortner

Generalsekretär bin Muammar mit seiner „Vize“ Bandion-Ortner.
Treffen hochrangiger Religionsführer: "Vereint gegen die Gewalt im Namen der Religion".

Diese als „Meilenstein des interreligiösen Dialogs“ angekündigte Konferenz in Wien muss der Generalsekretär des „Abdullah Dialogzentrums“, der saudische Ex-Vize-Bildungsminister Faisal Abdulrahman bin Muammar, ohne seine Stellvertreterin aus Österreich bestreiten: Während hochrangige Religionsvertreter zu dem Treffen in die Bundeshauptstadt gereist sind, habe Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner andere Verpflichtungen, hieß es.

Sie hatte jüngst in einem profil-Interview für Aufsehen gesorgt. Darin hatte sie zu den in Saudi-Arabien an der Tagesordnung stehenden öffentlichen Hinrichtungen gemeint, dass diese aber nicht jeden Freitag stattfänden. Und hinsichtlich der zwangsweise vorgeschriebenen Verschleierung der Frauen, die wenigstens die Abaya tragen müssen, meinte Bandion-Ortner, dass dieses Kleidungsstück durchaus bequem sei.

Verharmlosung war noch das Geringste, das sich die Juristin anhören musste. Die Kritiker, für die das von Saudi-Arabien finanzierte „Internationale Abdullah-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog“ (KAICIID) bloß ein Feigenblatt für das Regime in Riad darstellt, sahen sich in ihrer Skepsis bestätigt. „Saudi-Arabien gehört zu jenen Staaten, in denen keinerlei Religionsfreiheit herrscht“, sagte der Politologe Thomas Schmidinger, „ein solcher interreligiöser Dialog, wie er im KAICIID propagiert wird, wäre dort gar nicht möglich.“ Zudem seien die Aktivitäten des Zentrums bisher überschaubar gewesen.

Das sieht KAICIID-Sprecher Peter Kaiser allerdings anders. Man habe seit der Eröffnung 2012 40 Veranstaltungen auf fünf Kontinenten organisiert. 30 Religionsgemeinschaften hätten daran teilgenommen, 3000 Menschen habe man erreicht.

Patriarchen und Muftis

Für Dienstag (im geschlossenen Rahmen) und Mittwoch (offen für Medien) hat das Zentrum, das in den ehemaligen Räumlichkeiten der katholischen Fakultät am Schottenring untergebracht ist, zu einer Konferenz ins Wiener Hilton geladen. „Es geht darum, eine Front aller Religionsgemeinschaften gegen den Terror zu schmieden“, so Peter Kaiser. Es solle eine Deklaration verabschiedet werden, in der Gewalt im Namen der Religion verurteilt wird. Ziel: Ein „gemeinsames Auftreten gegen Hass und Extremismus“.

Unter anderem nehmen an dem Treffen die Großmuftis von Ägypten, Jordanien und dem Libanon teil. Auch der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako aus dem Irak und der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Youssef III. Younan kamen nach Wien. Zudem Vertreter der Orthodoxie, der UNO und diverser NGOs.

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