10.000 Euro im Kuvert? Niessl kämpft um Reputation

Burgenlands Landeshauptmann will klagen, das Magazin profil demnächst den "Kronzeugen" präsentieren.

Ein Landeshauptmann lässt sich von einem wohl gesonnenen Unternehmer 10.000 Euro in einem Kuvert schenken – und ist unvorsichtig genug, auch Zeugen dabeizuhaben.

Es klang nachgerade unglaublich, was profil am Wochenende über Hans Niessl und Manfred Swarovski schrieb (der KURIER berichtete). Demnach hat das Magazin einen Zeugen an der Hand, der vor Gericht bezeugen würde, dass Swarovski (Swarco-Konzern) Niessl bei einem Besuch am Jahreswechsel 2009/’10 Geld übergeben hat. Als „Gegenleistung bringt das Magazin unter anderem Swarovskis Auszeichnung mit dem „Komturkreuz des Landes Burgenland“ ins Spiel.

Die zögerlich wirkende Verteidigung Niessls machte anfangs stutzig: Warum ließ er sich einen Tag lang Zeit, ehe er selbst dementierte?

Termine durchforstet

In Niessls Umfeld wurde dem KURIER am Montag Folgendes erklärt: „Wir haben am Wochenende alle Termine aller Regierungsmitglieder durchforstet um auszuschließen, dass irgendjemand irgendwo von Swarco oder einer Tochter eine Spende für die Partei oder einen Sportverein entgegengenommen hat“, sagt ein Niessl-Vertrauter. Das Ergebnis: Niemand habe Geld bekommen.

profil beeindruckt das scharfe Dementi – Niessl will jetzt die Staatsanwalt einschalten, auf Kreditschädigung und Unterlassung klagen und ein Verfahren beim Presserat anstrengen – nur wenig. Das Magazin bleibt bei der Darstellung und will den Zeugen, der die Geldübergabe „glaubhaft beschreiben kann“, bald präsentieren.

Politisch spannend ist die Frage: Wem nutzt eigentlich ein derartiger Vorwurf? Ist es eine SPÖ-interne Intrige?

Interne Kämpfe

Faktum ist, dass Niessl in der Landespartei zuletzt kräftig zu raufen hatte: Der 62-Jährige wollte mit einem verjüngten Team in die nächste Landtagswahl gehen, musste das Vorhaben aber ad acta legen.

Wie dem KURIER von mehreren Mitgliedern des Landesparteivorstandes bestätigt wurde, dürfte Niessl am kommenden Montag bekannt geben, dass er mit dem bestehenden Regierungsteam – Verena Dunst, Peter Rezar und Helmut Bieler – wieder in die Wahl zieht. Freiwillig wollte keiner das Feld räumen, Bieler und Rezar hatten sogar öffentlich bekundet, weitermachen zu wollen.

War die kolportierte Kuvert-Geschiche ein Versuch, der Reputation des Landeshauptmannes zu schaden? „Nein“, glaubt ein Niessl-Vertrauter. „Das würden selbst unsere schlimmsten partei-internen Neider nicht tun.“

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