Hollande: Afghanistanabzug noch heuer

Hollande: Afghanistanabzug noch heuer
Frankreichs Neo-Präsident hat seinen ersten Besuch im weißen Haus absolviert. Es folgt Hollandes erster G8-Gipfel in Camp David.

Wahlversprechen sind nicht immer nur Lippenbekenntnisse: Frankreichs Präsident Francois Hollande hat seine Absicht bekräftigt, alle französischen Kampftruppen bis Ende des Jahres aus Afghanistan abzuziehen. Das sagte er auch US-Präsident Obama am Freitag bei seinem ersten Besuch im Weißen Haus. Frankreich verpflichte sich, auf andere Weise zur Sicherheit in Afghanistan beizutragen. Wie, das solle am Wochenende auf dem NATO-Gipfel in Chicago erörtert werden. Hollande hatte im Wahlkampf angekündigt, dass er im Falle seines Sieges die französischen Truppen am Hindukusch eineinhalb Jahre früher abziehen wolle als ursprünglich vereinbart.

Die USA beharren auf dem zwischen der NATO und der afghanischen Regierung vereinbarten Abzugstermin Ende 2014. Obamas Berater für nationale Sicherheit, Tom Donilon, hatte am Donnerstag erklärt, dass Washington einen Beitrag aus Frankreich für den Einsatz bis 2014 erwarte. Dies könne aber auch Ausbildung und Unterstützung von afghanischen Sicherheitskräften oder "andere Formen der Beteiligung" beinhalten, sagte Donilon.

Hollandes erster G8-Gipfel

Am Freitagabend beginnt mit einem Arbeitsessen in Camp David (Maryland) außerdem der Gipfel der sieben wichtigsten Industriestaaten und Russlands (G-8). Bei dem zweitägigen Treffen auf dem Landsitz von Obama, an dem auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnimmt, soll es auch um die Schuldenkrise in der Euro-Zone, die Gewalt in Syrien und die Zukunft Afghanistans gehen. Im Anschluss findet am Sonntag und Montag in Chicago der NATO-Gipfel statt, auf dem die Militärallianz die Einzelheiten der Sicherheitsübergabe an Afghanen festmachen will.

Mehr Wachstum

Im Kampf gegen die Schuldenkrise setzt Hollande im Gegensatz zur deutschen  Bundeskanzlerin Angela Merkel und ähnlich wie die USA stärker auf Wachstum als auf strikte Sparpolitik. In dieser Frage gebe es eine "Konvergenz" zwischen Washington und Paris, sagte Hollande nach dem Treffen am Freitag im Weißen Haus. Obama erklärte, das Thema Wachstum am Freitag und Samstag im Kreise der G-8 anzusprechen.

"Wachstum muss eine Priorität sein", sagte Hollande. Der Sozialist ist gegen den von seinem Vorgänger und der deutschen Bundesregierung verfochtenen strikten Sparkurs in Europa und fordert eine staatliche Förderung des Wirtschaftswachstums. Auch Obamas Regierung hatte in den vergangenen Monaten immer wieder an Europa appelliert, die Konjunktur nicht mit zu harten Sparpaketen abzuwürgen.

Die fehlgeschlagene Regierungsbildung in Griechenland hatte die Krise in der Eurozone zuletzt weiter angefacht. Hollande sagte, er teile mit Obama auch die Auffassung, dass Athen im gemeinsamen europäischen Währungsraum bleiben müsse. Der US-Präsident sagte, beim G-8-Gipfel werde es eine Diskussion geben über "ein verantwortliches Vorgehen bei der Budgetkonsolidierung, die an eine starke Wachstumsagenda gekoppelt ist".

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