Gorbatschow weist Schuld von sich

In der "Blutnacht von Vilnius" 1991 habe es "keinen Befehl von oben" für Schüsse auf die Demonstranten gegeben.

Der letzte sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hat eine Mitschuld an der "Blutnacht von Vilnius" im Jahr 1991 von sich gewiesen. Bei dem Vorfall in den letzten Tagen der Sowjetunion hatten russische Sonderkommandos 13 litauische Demonstranten getötet, dabei soll auch der kürzlich von Österreich vorübergehend inhaftierte und rasch freigelassene Ex-KGB-Offizier Michail Golowatow im Einsatz gewesen sein.

Er habe keinen Schießbefehl gegeben, sagte Gorbatschow gegenüber der Presse am Sonntag: "Solche Befehle gab es bei mir nicht." Der 80-Jährige erklärte, er sei nicht bereit, gegenüber den litauischen Behörden Stellung zu nehmen. Er habe auf "prinzipieller Ebene" keine Fragen über seine Beteiligung an den Schüssen am Fernsehturm in Vilnius offen gelassen. "Ich weiß nicht, welche Zeugenschaft Litauen von mir erwartet."

"Verblüfft"

Für Gorbatschow liegt die Verantwortung für die damaligen Schüsse beim Chef der lokalen Militärgarnison. Dieser habe die Attacke befohlen. Die litauischen Behörden hatten zuvor überlegt, Gorbatschow mittels eines Europäischen Haftbefehls zu einer Befragung nach Litauen zu bringen.

Er selbst sei in den letzten Tagen der Sowjetunion mit der politischen Lösung der Frage beschäftigt gewesen. Von einer militärischen Antwort auf die Unruhen in den baltischen Staaten habe er nichts gewusst, sagte Gorbatschow. "Mich hat das verblüfft." Es sei offensichtlich, dass jemand die Initiative an sich gerissen und den Ereignissen ihren Verlauf gegeben habe. Für den letzten Präsidenten der Sowjetunion ist der Übergang zur Demokratie, der unter seiner Herrschaft begonnen wurde, in Russland bis heute nicht abgeschlossen. "Bei der demokratischen Transformation haben wir wohl erst die Hälfte des Weges durchschritten." Wichtig sei es, den Prozess der "Modernisierung in allen Bereichen" festzuhalten.

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