Elsner gegen Flöttl: Beraterin gibt Tipps

Der eine schreit: "Haltet den Dieb!" Der andere schimpft zurück: "Lügner!" Die Zeit des Händeschüttelns zwischen Helmut Elsner und Wolfgang Flöttl, wie beim ersten Prozess, ist längst vorbei. Gemeinsam haben sie 1,5 Milliarden Euro der Bawag in den Sand gesetzt, und jetzt behauptet Elsner, Flöttl habe das Geld gestohlen.

Demnächst soll es zum Showdown im Wiener Landesgericht kommen. Aber nur, wenn Elsner kommt. Noch am vergangenen Donnerstag zeigte sich der Ex-Banker auf der Terrasse im Parkhotel Igls sichtlich erholt. Doch am Freitag musste er wieder einmal ins Spital. Bawag-Richter Christian Böhm hat daher den Prozess kommende Woche abgesetzt. Fix ist nur, dass er die Streithähne auf der Anklagebank vorsorglich auseinandergesetzt hat – wie die schlimmen Buben in der Schule.

PR-Beratung

Dabei muss man sich eigentlich keine Sorgen machen, dass Musterschüler Flöttl die Contenance verliert. Stets freundlich, höflich und pünktlich, hat er für die Neuauflage des Bawag-Verfahrens sogar eine PR-Beraterin engagiert, die seinen Auftritt vor Gericht coacht: Mag. Karin Keglevich von der Agentur special publik affairs hat den Wahlkampf des früheren Bundespräsidenten Thomas Klestil und die Pressearbeit des Rüstungskonzerns EADS während des Eurofighter-Deals gemanagt. Jetzt beobachtet sie den Prozess und findet eine "faire und stringente Verhandlungsführung durch den mit einem klaren Konzept ausgestatteten Richter" vor.

Und wie sieht sie Wolfgang Flöttl?

"Man soll eine Persönlichkeit nicht ändern", sagt Karin Keglevich zum KURIER: "Ich bin nicht der Typ, der sagt: Setzen Sie die Brille auf oder ab, oder wacheln Sie nicht mit den Händen. Seine Art, schnell zu sprechen, kennt er selber, und diesmal hat er dem Gericht gesagt: ,Bitte weisen Sie mich darauf hin"."

Die PR-Beraterin gibt eher inhaltliche Tipps, welche Fragen man noch stellen oder welche Details man noch herausarbeiten könnte.

Da lässt sich Verteidiger Herbert Eichenseder allerdings nicht gern hineinpfuschen. Die Nachmittage verbringt Flöttl meist in der Kanzlei des Anwalts in Gerichtsnähe, studiert die Akten und bereitet sich auf den nächsten Verhandlungstag vor.

Erdäpfelsalat

Während Helmut "Marcel" Elsner im Nobel-Restaurant Kornat (Auszug aus der Karte: Risotto mit weißem Trüffel, Euro 26,50) zu speisen pflegt, gibt sich Flöttl mit gebackenem Fisch und Erdäpfelsalat bei der Nordsee zufrieden. Der Investmentbanker, ehemalige Kunstsammler und Rolls-Royce-Fahrer, dem von seinem sagenhaften Vermögen angeblich bloß eine läppische Million Euro "in liquiden Anlagen" geblieben ist, fährt in Wien mit der U-Bahn und wohnt bei Freunden.

Während des ersten Bawag-Prozesses 2007 kehrte er nach den Verhandlungstagen gern im griechischen Beisel Kreta im vierten Bezirk ein, bei Kalamari und Bauernsalat. Das Kreta hat inzwischen zugesperrt, was Flöttl sehr bedauert, jetzt geht er manchmal zum Adam, gleich ums Eck vom "Landl". Im Gerichtsbuffet zu frühstücken hat sich Flöttl abgewöhnt, seit er dort von einem anderen Gast mit der Ansage vereinnahmt wurde: "Ich war ..." – nein, nicht "noch niemals", sondern – "auch schon einmal in New York."

775 Park Avenue 8 D, dort lebt Flöttl mit Ehefrau Anne Eisenhower. Das Appartement soll vier offene Kamine haben. Über Pfingsten ist er heimgeflogen, um den Geburtstag seiner Frau zu feiern. Flöttl, den sie in New Yorker Bankenkreisen wegen seiner riskanten Spekulationen "Lunatic" (Verrückter) nennen, verwaltet das beträchtliche Vermögen seiner Frau.

Fünf Millionen Dollar davon hat die Präsidentenenkelin 2008 dem Wiener Gericht für Prozesskosten und teilweise Schadensgutmachung angeboten, wenn ihrem Mann eine Haftstrafe erspart bleibt. Selbstverständlich ging die Justiz nicht darauf ein, Flöttl bekam zweieinhalb Jahre teilbedingt. Und das steht jetzt nach Aufhebung des Urteils auf dem Spiel.

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