Ehemaliger NS-Arzt Heinrich Gross starb mit 91

Artikel vom 23. 12. 2005: Euthanasie-Vorwürfe, allerdings kam es nie zu einer Verurteilung

Der frühere NS-Arzt Heinrich Gross ist tot. Er ist im 91. Lebensjahr gestorben. Gross soll im Sommer 1944 als Stationsarzt an der berüchtigten Wiener Euthanasieklinik Am Spiegelgrund an der Tötung von neun behinderten Kindern mitgewirkt haben. Eine gerichtliche Verurteilung erfolgte allerdings nie.

Die Euthanasie-Vorwürfe gegen Gross beschäftigten mehrfach die Justiz. 1950 wurde der Arzt wegen Mitschuld am Totschlag eines Kindes zu zwei Jahren Haft verurteilt. 1951 hob das Obergericht das Urteil allerdings auf, das Verfahren wurde eingestellt. Gross wurde wieder in den Dienst der Stadt Wien gestellt und kehrte 1955 an den Spiegelgrund (Baumgartner Höhe) zurück. In der Folge war er bis 1997 als Gerichtsgutachter beschäftigt.

Auch aus einem zweiten Verfahren 1979 ging er unbescholten hervor. Erst im Jahr 2000 wurde tatsächlich ein Verfahren eingeleitet. Die Verhandlung wurde bereits nach 30 Minuten wieder vertagt und in der Folge nicht mehr aufgenommen: Bei Gross wurde per Gutachten fortschreitende Hirndemenz festgestellt.

Daran änderte auch das Auftauchen neuer belastender Dokumente Anfang 2005 nichts. Demnach soll Gross sogar an der Tötung von deutlich mehr Menschen beteiligt gewesen sein.

 

 

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