Drogen und Alkohol: Mischkonsum tötet

Drogen und Alkohol: Mischkonsum tötet
Bei der ärztlichen Versorgung von abhängigen Patienten gibt es auf dem Land Nachholbedarf. Der österreichische Drogenbericht 2011 ist da.

Die Zahl der Drogentoten in Österreich ist relativ stabil bis leicht rückläufig. 2010 starben durch Suchtgiftkonsum zwischen 170 und 187 Personen. Das Fehlen von Obduktionen macht diese Daten zunehmend unsicher. Sehr problematisch wird der Konsum von Opiaten gemeinsam mit anderen Drogen gewertet. Knapp 90 Prozent der Todesfälle waren auf ein oder mehrere Suchtgifte inklusive Opiate in Verbindung mit Alkohol und/oder Medikamenten zurückzuführen. Das Durchschnittsalter der Opfer betrug im vergangenen Jahr 29 Jahre, die meisten Opfer waren männlich, 18 Prozent waren Frauen. Das geht aus dem österreichischen "Bericht zur Drogensituation 2011" hervor, den das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) im Auftrag der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD/Lissabon) und des Gesundheitsministeriums verfasst hat.

Drogenkarrieren

Drogenkranke sind nicht allein "abhängig". Sie haben zu einem hohen Prozentsatz auch andere Erkrankungen. Suchtspezialisten haben immer wieder nachgewiesen, dass bei vielen Betroffenen eine psychiatrische Grunderkrankung im Hintergrund steht. Darüber hinaus sind die Todesopfer offenbar zum größten Teil Personen, die in ihrer physischen Gesundheit durch lange "Drogenkarrieren" krank geworden sind. So stellten die Gerichtsmediziner bei 72 Prozent Leberschäden, bei 66 Prozent Herzschäden und bei 50 Prozent Lungenerkrankungen fest.

Die Zahl der Drogenpatienten mit problematischem Drogenkonsum - das intravenöse Injizieren von Opiaten und speziell der Mischkonsum von Opiaten, missbräuchlich verwendeten Medikamenten und Alkohol - dürfte zwischen 25.000 und 37.000 liegen, eher im oberen Bereich, wie die ÖBIG-Fachleute feststellen.

Probleme bei der ärztlichen Versorgung

Für Opiat-Abhängige gibt es seit mehr als 20 Jahren die orale Substitutionstherapie. "Zwischen 27 und 52 Prozent der Personen mit problematischem Drogenkonsum befanden sich 2009 in Substitutionsbehandlung", heißt es im Drogenbericht.

Allerdings gibt es seit Jahren Schwierigkeiten bei der Betreuung dieser Patienten in niedergelassenen Arztpraxen. Vor allem im ländlichen Bereich gibt es oft Probleme Ärzte zu finden, die diese Patienten betreuen können bzw. wollen, sagt Dr. Johanna Schopper, Nationale Drogenkoordinatorin, im Telefonat mit KURIER.at. In sechs Bundesländern (Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich) gebe es noch immer Bezirke, in denen kein niedergelassener Kassenarzt zu einer Substitutionsbehandlung berechtigt sei, heißt es dazu im Drogenbericht.

Das Versorgungsproblem hat zwei Ursachen: Erstens gibt es in manchen Bundesländern noch immer keinen Honorarvertrag über die Betreuung von Substitutionspatienten zwischen Landesärztekammer und Gebietskrankenkasse, andererseits schrecken Ärzte vor der erforderlichen Ausbildung und dem Praktizieren der Substitutionstherapie zurück.

Für die Drogenkoordination ist die Gewährleistung eines flächendeckenden Betreuungsangebots ein wichtiges Anliegen und Ziel, sagt Schopper zu KURIER.at. In Niederösterreich soll es mit einer diesbezüglichen Vereinbarung mit den Krankenkassen erst kürzlich eine erfreuliche Entwicklung gegeben haben.

Substitutionstherapie

Die rechtlich strikt geregelte Drogenersatztherapie durch die Verschreibung von opiathaltigen Medikamenten (z.B.: Methadon, Buprenorphin, retardierte Morphine) verhindert den gefährlichen intravenösen Konsum. Sie bringt Abhängige weg vom illegalen Suchtgiftmarkt und fördert ihre medizinische und soziale Betreuung.

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