Clean Clothes fordert Aus für "Killer-Jeans"

Clean Clothes fordert Aus für "Killer-Jeans"
Die Herstellung sandgestrahlter Jeans birgt in den Fabriken eine hohe Gesundheitsgefahr. Dennoch lassen Markenfirmen weiterproduzieren.

Als im Laufe des letzten Jahres bekannt wurde, wie gefährlich die Sandstrahltechnik für die Arbeiter in den Fabriken ist, weil sie zur tödlichen Lungenkrankheit Silikose führen kann, gaben viele Markenunternehmen dem öffentlichen Druck nach und erließen ein Sandstrahlverbot in ihren Zulieferbetrieben. Laut der Plattform „Clean Clothes Kampagne“ (CCK), die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sportartikelproduktion einsetzt, lassen H&M, Diesel, Levis und Zara aber nach wie vor Jeans sandstrahlen – und riskieren damit die Gesundheit der Arbeiter.

CCK recherchierte nach eigenen Angaben in Fabriken in Bangladesch, und präsentierte nun die ernüchternden Ergebnisse. Dem Bericht zufolge bringt neben dem manuellen auch das "Kabinensandstrahlen" tödliche Risiken mit sich. Die Kabinen seien zumeist nicht komplett abgedichtet, so dass der Staub entweichen kann und weitere Personen, die im gleichen Raum z.B. Sortier- oder Putzarbeiten ausführen, gefährden. Zudem wurde festgestellt, dass medizinisches Fachpersonal in Bangladesch kaum über den Zusammenhang von Sandstrahlen und Silikose informiert ist. Erkrankte Arbeiter erhalten daher oft nicht die korrekte Diagnose und Behandlung.

 

Atemprobleme und chronischer Husten

„In der Fabrik sieht es aus wie in einer Wüste während eines Sandsturms“, beschreibt einer der interviewten Arbeiter die Situation. Er und seine Kollegen leiden an Atemproblemen und chronischem Husten und werden gezwungen, bis zu 12 Stunden in den veralteten, staubigen Fabriken auszuharren.

Der Fabrikmanager rechtfertigt das Vorgehen: Es sei oft unmöglich, die von den Auftraggebern geforderten Designvorgaben mit andern Techniken als mit Sandstrahlen zu erfüllen. In manchen Fabriken werde der Sandstrahlprozess auch auf die Nacht verlegt, weil da kaum Inspektionen durchgeführt werden, berichtet CCK.

„Es ist schockierend, dass Unternehmen das Sandstrahlen verbieten, um ihren Ruf zu retten, gleichzeitig aber weiterhin die Arbeiterinnen und Arbeiter einer tödlichen Gefahr aussetzen!“ kritisiert Philip Doyle von der österreichischen Clean Clothes Kampagne, und fordert: „Jeans dürfen keine Menschenleben kosten!“

Sandstrahlverbote und Importverbot

Die Clean Clothes Kampagne rief nun alle verantwortlichen Markenfirmen auf, das Sandstrahlverbot nachhaltig und flächendeckend durchzusetzen. „Markenfirmen müssen schon ihre Designvorgaben so anpassen, dass die Jeans nicht sandgestrahlt werden müssen, sämtliche Formen dieser „Veredelungspraxis“ verbieten und für die Überprüfung des Verbots mit lokalen Gewerkschaften und NGOs kooperieren“ so Doyle. Markenfirmen sollen nur noch in Zulieferbetrieben produzieren, die weder manuell noch in Kabinen sandstrahlen lassen. Auf der politischen Ebene verlangt die Clean Clothes Kampagne, dass die Regierungen der Produktionsländer Sandstrahlverbote erlassen und dass die EU und die österreichische Regierung ein Importverbot für sandgestrahlte Jeansprodukte prüfen.

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