Chávez: Kampf gegen Krebs und Niedergang

Chávez: Kampf gegen Krebs und Niedergang
Venezuela: Spekulationen um den Gesundheitszustand des Präsidenten reißen nicht ab. Doch Chávez bleibt politisch mit Vollgas auf Kurs.

Hugo Chávez' verzweifelter Kampf gegen den Krebs und den Niedergang seines Sozialismus

An die der Chemotherapie zum Opfer gefallenen Haare haben sich die Venezolaner inzwischen gewöhnt. Doch wenn ihr Präsident Hugo Chávez in diesen Tagen in einem seiner TV-Auftritte wieder einmal versucht, sich kraftvoll und dynamisch zu präsentieren, heizt das die Gerüchte über seinen Gesundheitszustand nur noch weiter. Sein aufgedunsenes Gesicht lässt viele über ein Nierenversagen spekulieren, auch von katastrophalen Blutwerten ist die Rede.

Doch Chávez bleibt zumindest politisch mit Vollgas auf Kurs. Was die Öl-, Zement- und Stahlindustrie bereits hinter sich hat und den privaten Banken bevorsteht, ist nun auch für eine weitere Sparte Venezuelas Wirklichkeit: Die Goldindustrie steht ab sofort per Gesetz zur Gänze unter staatlicher Kontrolle. Ausländischen Investoren ist die Gewinnung und Verarbeitung von Gold damit nur noch erlaubt, wenn sie mit staatlichen Konzernen kooperieren. Präsident Chávez erklärt, mit dem neuen Gesetz gegen "bewaffnete Banden und den Schmuggel" vorzugehen.

Klaus Bodemer, Direktor des Instituts für Ibero-Amerika-Studien in Hamburg, gibt Chávez in diesen Punkten durchaus recht: "Im goldreichen Süden des Landes wurden bisher rund 60 bis 70 Prozent der Goldproduktion aus staatlich nicht kontrollierten Minen gewonnen", so der Lateinamerika-Experte gegenüber dem KURIER. "Nach der Verstaatlichung des Energiesektors war dieser Schritt nur wenig überraschend."

Goldeinlagen einholen

Für politisch bedeutender hält er jedoch die Bekanntgabe, dass Chávez die weltweit eingelagerten Goldreserven (Wert: 7,6 Milliarden Euro) nach Venezuela zurückholen will. Rund 80 Prozent der venezolanischen Goldvorräte lagern in Großbritannien - ein Großteil in den Tresoren der Bank of England.

Der Staatschef sieht Venezuelas Einlagen durch Euro- und Bankenkrise nicht mehr sicher angelegt. "Jedoch will er sich damit ebenso gegen Entschädigungsforderungen von internationalen Unternehmen absichern, die im Zuge der Verstaatlichung der verschiedenen Sektoren betroffen waren", merkt Bodemer an. Allein Exxon Mobile beziffert seine Forderungen gegenüber Venezuela auf rund 10,4 Mrd. Euro.

Und auch die Korruption läuft immer mehr aus dem Ruder. Venezuela nimmt im aktuellen Ranking von "Transparency International" den schlechtesten Platz aller südamerikanischen Länder ein: Platz 164 von 178 überprüften Staaten. Doch nicht nur wegen der ausufernden Korruption hat Chávez' "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" eine ärmliche wirtschaftliche Bilanz vorzuweisen. Milliardeneinnahmen aus dem Ölgeschäft verdecken nur notdürftig die Krise, in der die Wirtschaft steckt. Vor allem private Investitionen nehmen immer rascher ab. Im Gegensatz zum Rest Lateinamerikas schrumpft die Wirtschaft - auch wenn Chavez alles, was noch gewinnbringend scheint, in Bausch und Bogen verstaatlicht.

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