Gewalt gegen Ausländer erschüttert Südafrika

Seit Tagen beherrschen Unruhen die Provinz KwaZulu-Natal. Tausende Menschen verlassen ihre Häuser und flüchten.

Die Straße in der südafrikanischen Küstenstadt Durban wurde am Dienstag zum Schlachtfeld zwischen Einheimischen und Einwanderern. Die Polizei setzte Wasserkanonen ein, um die Menge voneinander zu trennen.

Seit Tagen beherrschen Unruhen das Gebiet rund um die Provinz KwaZulu-Natal. Mindestens fünf Menschen wurden getötet und tausende gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Sie wurden in eigens eingerichtete Camps notuntergebracht.

Gewalt gegen Ausländer erschüttert Südafrika
A South African man gestures towards a group of foreign nationals during anti-foreigner violence in Durban, April 14, 2015. The wave of anti-foreigner violence that has killed four people in and around the South African city of Durban in recent days, spread to the town center on Tuesday, local media reported, with police firing rubber bullets to disperse angry crowds. REUTERS/Rogan Ward

Drei Südafrikaner und zwei Ausländer mussten ihr Leben lassen, erklärt Jay Naicker, der Polizeioberst in Durban zum britischen Guardian. Unter den Toten befindet sich auch ein 14-jähriger Junge, der während einer Geschäftsplünderung durch Einheimische in der Nacht auf Dienstag angeschossen und schließlich im Spital gestorben ist, erzählt Naicker weiter. Es seien die schrecklichsten Ausschreitungen seit Jahren.

Attacken gegen Geschäftsbesitzer

Auslöser für die Gewalt soll ein Supermarktbesitzer gewesen sein. Er wird beschuldigt, einheimische Arbeitnehmer durch Einwanderer zu ersetzen. Nun gehen Südafrikaner gegen Ausländer und deren Besitztümer vor, um sich für die Ungleichbehandlung zu rächen.

Den Ausschreitungen ist jedoch die Aussage des Zulu-Königs Goodwill Zwelithini vorausgegangen. Dieser posaunte bereits vor Tagen, Immigranten sollten gefälligst ihre Sachen packen und aus dem Gebiet verschwinden. Doch der einflussreiche König bemerkte schnell, dass er über die Stränge schlug. Nachdem sich die Gewalt im ganzen Gebiet ausgebreitet hat, distanzierte sich Goodwill Zwelithini von seiner populistischen Äußerung und fordert seitdem ein Ende der Angriffe.

Gewalt gegen Ausländer erschüttert Südafrika
Foreign nationals eat a meal provided by members of the community in Isipingo, south of Durban, April 13, 2015. Several hundred foreign nationals have sought refuge in the tents after xenophobia driven violence forced them to flee their homes and businesses. REUTERS/Rogan Ward

Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat unterdessen Kabinettmitglieder beauftragt, sich um das Problem in der Provinz KwaZulu-Natal zu kümmern. Viele ausländische Staatsbürger leben legal in Südafrika und leisten einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, heißt es in einer Aussendung aus dem Büro des Präsidenten.

Zumas Sohn, Edward Zuma, sieht das hingegen anders. Mit einem persönlichen Feldzug gegen Ausländer stößt er bei vielen Südafrikanern auf Zustimmung: „Wir sitzen auf einer tickenden Zeitbombe. Sie [Ausländer] werden das Land bald übernehmen“, prophezeit der Präsidentensohn gegenüber einem südafrikanischen Nachrichtenportal. Seit Tagen wettert er bereits gegen Einwanderer, und das mit Erfolg.

Xenophobe Gewalt

Während die Regierung davon ausgeht, dass die Gewalt auf die steigende Kriminalität zurückzuführen ist, sehen Stiftungen, wie die Nelson Mandela Foundation, die Rückkehr einer fremdenfeindlichen Ideologie, die seit Ende der institutionalisierten Apartheid 1994 nie aus den Köpfen der Bevölkerung verschwunden ist. Die nunmehrigen Attacken seien eindeutig xenophob und müssen sofort gestoppt werden, fordern Menschenrechtsorganisationen. Zuma und seine Regierung hätten bislang den rassistisch geprägten Entwicklungen tatenlos zugesehen. Das müsse sich ändern.

Gewalt gegen Ausländer erschüttert Südafrika
Police clear the streets in an attempt to quell rioting and looting caused from anti-foreigner violence in Durban April 14, 2015. The wave of anti-foreigner violence that has killed four people in and around the South African city of Durban in recent days, spread to the town center on Tuesday, local media reported, with police firing rubber bullets to disperse angry crowds. REUTERS/Rogan Ward

Nun stehen die Verantwortlichen unter enormen Druck. Denn obwohl die Polizeipräsenz in den vergangenen Tagen gestiegen ist, befindet sich die Regenbogennation inmitten der schlimmsten Ausschreitungen seit 2008. Damals wurden über 60 Menschen getötet und 50.000 mussten aus ihren Häusern fliehen. Vor vier Monaten forderte eine Welle von xenophoben Attacken, die hauptsächlich gegen ausländische Geschäftsbesitzer in Johannesburg gerichtet waren, sechs Tote.

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