Wie Hollande über Merkel lästerte

Wie Hollande über Merkel lästerte
"Reine Show": Die von WikiLeaks enthüllten Papiere zeigen, dass sich Frankreichs Präsident intern heftig über Deutschlands Kanzlerin beschwerte.

Von WikiLeaks veröffentlichte Dokumente zeigen, dass der US-Geheimdienst NSA über Jahre hinweg französische Präsidenten ausspionierte - Jacques Chirac, Nicolas Sarkozy und François Hollande.

Besonders brisant ist das jüngste der von WikiLeaks veröffentlichten NSA-Dokumente, das auch das deutsch-französische Verhältnis betrifft. Es stammt vom 22. Mai 2012 - der Sozialist Hollande war erst wenige Tage zuvor in den Elysée-Palast eingezogen.

Heimliches Treffen

Demnach wollte Hollande bei heimlichen Treffen über die Eurokrise und - schon damals ein Thema - einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euroraum beraten. Auch mit der SPD, damals noch in der Opposition, sollten Beratungen stattfinden. Hollande hielt dem Dokument zufolge ein Treffen im Elysée-Palast für möglich, sein damaliger Premierminister Jean-Marc Ayrault riet ihm aber, dies geheim zu halten. Sonst drohten "diplomatische Probleme" - ein Verweis auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Über sein Treffen mit Merkel in Berlin direkt am Tag seines Amtsantritts am 15. Mai 2012 zeigte sich Hollande dem NSA-Dokument zufolge enttäuscht: "Hollande beschwerte sich, dass nichts Substanzielles erreicht wurde; es war reine Show." Der Franzose war offenbar genervt davon, dass Merkel das Gespräch allein auf den europäischen Sparvertrag und die Situation in Griechenland konzentrierte.

Hollande habe den Eindruck gewonnen, dass Merkel Griechenland bereits aufgegeben habe und "sich nicht mehr bewegen" werde. Der französische Präsident sei daher "sehr beunruhigt" wegen Griechenland und befürchte, die Griechen könnten eine "extremistische Partei" wählen.

SPD-Gespräche

In jener Zeit versuchte er auch ein Band zu Merkels Rivalen von der SPD zu knüpfen. Nach dem Treffen mit der Kanzlerin rief der französische Präsident den Dokumenten zufolge bei Sigmar Gabriel an und lud ihn zu einem Treffen nach Paris ein.

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