Wer Schmuggeltschick raucht, könnte Terroranschläge finanzieren

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Was IS, Al Qaida, die Hamas oder die Hisbollah gemein haben? Allesamt finanzieren sie sich auch durch Handel mit gefälschten Produkten und Zigarettenschmuggel.

Terrororganisation haben vielfältige Einnahmequellen. In der Vergangenheit gehörten dazu Entführungen, der Verkauf von Kunstschätzen oder auch der Handel mit Erdöl, der insbesondere dem IS Einnahmen in Millionenhöhe bescherte. Wie Recherchen der ARD und des Bayrischen Rundfunks ergeben haben, finanzieren sich Al Quaida, die Hamas, die Hisbollah und der IS aber auch durch ganz andere Aktivitäten, die man bisher eher dem organisierten Verbrechen, als Terrororganisationen zugeschrieben hätte: Zigarettenschmuggel und Produktpiraterie.

So hat der Zoll in Berlin im Februar einen Zigarettenschmuggler verhaftet, der mit einem IS-Gefährder in Deutschland in Kontakt stand. Entdeckt wurde ein Container aus Dubai mit sieben Millionen illegalen Zigaretten, der durch ein kriminelles Netzwerk syrisch stämmiger Deutscher nach Berlin gebracht worden war, berichet die ARD.

"Zigarettenschmuggel hat die Terrorgruppen zu mehr als 20 Prozent finanziert"

Der international renommierte Terrorismusforscher Jean-Charles Brisard vom Analyse Zentrum Terrorismus in Paris, CAT (Centre d´analyse de terrorisme) hat im vergangenen Jahr in einer Studie 75 Terrorismusfälle, die seit 2001 weltweit vor Gericht verhandelt wurden, untersucht. Sein Fazit: "Zigarettenschmuggel hat die Terrorgruppen zu mehr als 20 Prozent finanziert. In den USA, in Großbritannien, Deutschland, Belgien, Frankreich hat man diese Art des Handels festgestellt, um Geld zu verdienen."

Auch zwei der drei Attentäter der Anschläge vom Januar 2015 in Paris handelten mit Schmuggelzigaretten und gefälschten Waren, so Brisard. Auch, um Waffen und Reisen in den Jemen und den Oman zu finanzieren. Auch die US-Terrorexpertin Louise Shelley warnt in der Sendung "Plusminus" (heute 21.45 ARD) : Endlich müsse man mögliche Bezüge zwischen Terrorismus und scheinbar harmloser Kleinkriminalität ins Visier nehmen, denn IS, Al Qaida und andere Terrorgruppen setzten gezielt auf illegalen Handel.

95 Prozent der Attentäter hatten kriminellen Hintergrund

Die Sicherheitsbehörden in Europa nähmen oft nur die „kleinen“ Straßenhändler oder Zigarettenschmuggler fest, ermittelten aber nicht das kriminelle Netzwerk dahinter. Ein Terrorbezug falle dann nicht auf, der aber sei stark, betont Louise Shelley: "95 Prozent der Täter der jüngsten Terroranschläge in Europa hatten einen kriminellen Hintergrund", manche hätten Zigaretten geschmuggelt, andere mit Piraterieprodukten gehandelt.

Programmhinweis: Mehr zum Thema heute bei "Plusminus" um 21.45 Uhr in der ARD

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