Putins Biker starteten umstrittene Tour

Trotz eines Einreiseverbots in Polen warfen sich rund 20 Aktivisten des Kreml-nahen Motorradclubs "Nachtwölfe" auf ihre heißen Öfen. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wollen sie von Moskau nach Berlin fahren.

Wir sind Biker und unbewaffnet. Unsere Reise ist eine Demonstration des Vertrauens. Wir wollen die Gräber unserer Großväter besuchen, das ist unsere Pflicht." Mit diesen Worten rechtfertigte der Anführer der "Nachtwölfe", Alexander Saldostanow, die außergewöhnliche Tour. Die Truppe will durch halb Europa tingeln und 70 Jahre nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands am 9. Mai (aus russischer Historiografie) in Berlin einrollen.

Am Samstag hieß es aus deutschen Regierungskreisen, dass führenden Mitgliedern der Nachtwölfe die Einreise nach Deutschland jedoch verweigert wird.

Kreml-nahe Gang

Putins Biker starteten umstrittene Tour
epa04720125 A helmet lies on a motorbike before motocross in honor of the 70th anniversary of the Victory over Nazi Germany in the World War II, in Moscow, Russia, 25 April 2025. Russian biker group the Night Wolves, known to be firm supporters of President Vladimir Putin, are planning the so-called "victory journey" from Moscow to Berlin to mark the Soviet Red Army's victory over Nazi Germany at the end of World War II. The journey has caused controversy in several former Warsaw Pact countries that were under Soviet control for decades after the war. Poland said the Russian biker group would not be welcome to drive through the country. EPA/YURI KOCHETKOV
Umstritten ist der Trip deswegen, weil die Biker Kreml-ChefWladimir Putin sehr nahestehen, dieser trat bereits mit ihnen auf. Doch der Präsident steht im Westen wegen seiner aggressiven Außenpolitik – Stichwort Krim und Ostukraine – nicht sehr hoch im Kurs.

Polen hat schon angekündigt, den Konvoi nicht passieren zu lassen. Offizielle Begründung: Die Gruppe habe keine ausreichenden Angaben über ihre Fahrtroute und ihre Übernachtungsstationen gemacht. Das wäre aber nötig gewesen, um die Sicherheit der Biker gewährleisten zu können. Deutlicher wurde die polnische Regierungschefin Ewa Kopacz: Die Rocker-Tour sei eine Provokation, meinte sie.

Moskau reagierte "verärgert" auf die Entscheidung Warschaus. Der "Nachtwölfe"-Boss warf Polen gar "Russenhass" vor.

Welche Route die Motorradfahrer nun nehmen, ist fraglich. Denn bleibt ihnen die polnische Grenze verschlossen, müssten sie auf ihrem Weg nach Westen nach Weißrussland und die Westukraine ausweichen. Letztere Region könnte sich aber wegen Putins Intervention im Osten fast als "Feindesland" erweisen.

Zeman versteht Aufregung nicht

Putins Biker starteten umstrittene Tour
Russian Prime Minister Vladimir Putin, front, and leader of Nochniye Volki (the Night Wolves) biker group, Alexander Zaldostanov, also known as Khirurg (the Surgeon), back right, ride bikes at a motor bikers' festival in the Black Sea port of Novorossiysk, Russia, Monday, Aug. 29, 2011. (Foto:Ivan Sekretarev, pool/AP/dapd)
Ursprünglich wollten die Biker über Weißrussland, Polen, die Slowakei, Österreich und Tschechien nach Deutschland kommen. Doch wegen der angespannten politischen Situation zwischen der EU undRussland ist der Besuch der Putin-Rocker nirgends auf Gegenliebe gestoßen. In Berlin heißt es etwa, dass diese private Initiative keinen Beitrag leiste zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen. Und in der Slowakei fordern 75 Intellektuelle ebenfalls ein Einreiseverbot für die "Nachtwölfe": "Die Botschaft der Motorradgang ist nicht die Niederwerfung des Faschismus oder Freiheit und Frieden, sondern die Expansion Russlands."

Lediglich der Putin-affine tschechische Präsident Milos Zeman versteht die ganze Aufregung nicht. Genauso wie bei der jüngsten Fahrt von US-Armeekonvois durch osteuropäische NATO-Staaten "sehe ich nichts Schlechtes an der Durchfahrt von Motorradfahrern".

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