Todesschütze machte "Jagd auf Menschen"

Tatort: Navy Yard in Washington
Mit einer abgesägten Schrotflinte streifte Alexis durch die Gänge und erschoss zwölf Menschen.

Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI hat der Todesschütze von Washington regelrecht Jagd auf seine Opfer gemacht. Der 34-jährige Aaron Alexis sei mit einer abgesägten Schrotflinte durch die Gänge auf einer Marinebasis gestreift und habe wahllos auf Menschen geschossen, sagte FBI-Chef James Comey am Donnerstag in Washington. Bei der Pressekonferenz schilderte die Bundespolizei erstmals den Ablauf des Blutbads, bei dem Alexis am Montag zwölf Menschen erschossen hatte. Der Amokläufer wurde dann selbst bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet.

Die Angaben des FBI basieren vor allem auf Aufnahmen von Überwachungskameras im Gebäude 197 des Kommando- und Verwaltungszentrums der Marine auf dem Gelände des historischen Navy Yard in der US-Hauptstadt. Alexis sei mit dem Auto auf den Stützpunkt gefahren und dann direkt mit einer Tasche in der Hand auf einer Toilette im dritten Stockwerk des Bürogebäudes verschwunden. Um kurz nach 08.00 Uhr in der Früh sei er dann mit einer abgesägten Schrotflinte der Marke Remington 870 wieder auf dem Gang erschienen und habe auf jeden geschossen, der in seinem Weg gestanden sei.

"Wie auf der Jagd"

Bei den Schüssen habe es "kein erkennbares Muster" gegeben, sagte Comey. "Mir scheint es, als sei er die Gänge entlanggestreift wie auf der Jagd auf Menschen." Nach dem Blutbad im dritten und zweiten Stock sei der Marine-Reservist ins Erdgeschoß gestürmt, wo er einen Wachmann erschossen und dessen halbautomatische Beretta-Pistole an sich genommen habe.

Anschließend kehrte Alexis den Angaben zufolge in die oberen Stockwerke zurück, schoss so lange mit seiner Schrotflinte, bis er keine Munition mehr hatte - und setzte den Amoklauf mit der Pistole des getöteten Wachmannes fort. Nach dem Eintreffen der Polizei sei der Schütze dann in die Enge getrieben und schließlich am Tatort getötet worden, sagte Comey.

Alexis soll Medienberichten zufolge unter psychischen Störungen gelitten und Stimmen gehört haben. In der Vergangenheit fiel er mehrfach auf, weil er seine Aggressionen nicht unter Kontrolle halten konnte. Bei der Polizei war er wegen Zwischenfällen mit Schusswaffen aktenkundig. Während seiner Zeit in der Marine in den Jahren 2007 bis 2011 belangte das Militär ihn wegen verschiedener Vergehen.

Trotz seiner problematischen Vorgeschichte hatte Alexis als Mitarbeiter einer Firma, die für die Marine die Computerausstattung erneuern sollte, Zugang zu militärischen Einrichtungen erhalten. Das Pentagon kündigte nach dem Amoklauf an, die Sicherheitsstandards auf allen Stützpunkten weltweit unter die Lupe zu nehmen. Am Sonntag ist in Washington eine Trauerfeier für die Opfer geplant, an der auch US-Präsident Barack Obama teilnehmen soll.

Bei einer Schießerei in Chicago sind 13 Menschen verletzt worden, darunter ein dreijähriges Kind. Medienberichten zufolge eröffneten zwei bewaffnete Täter am Donnerstagabend (Ortszeit) das Feuer auf mehrere Menschen, die sich in einem Park der US-Metropole auf einem Basketball-Feld versammelt hatten. Die Ermittler gingen nach ersten Erkenntnisse von Bandenkriminalität aus. Festnahmen gab es zunächst nicht. Alle 13 Opfer seien durch Schüsse verletzt worden, teilte die Polizei mit.

Der drei Jahre alte Bub wurde in den Kopf getroffen und in kritischem Zustand in ein Krankenhaus gebracht, schrieb die Zeitung Chicago Sun-Times online. Der Onkel des Kindes, Julian Harris, berichtete, bewaffnete Männer hätten aus einen grauen Auto heraus auf sie geschossen. "Sie trafen den Lichtpfosten neben mir. Ich duckte mich und rannte ins Haus", sagte der 22-Jährige weiter. Die übrigen Opfer seien zwischen 15 und 41 Jahre alt, teilte die Polizei mit. Der Zustand von vier von ihnen sei ernst.

Der Vorfall ereignete sich gegen 22.15 Uhr Ortszeit (5.15 Uhr MESZ) im Cornell Square Park. Zahlreiche Krankenwagen und Polizeiautos eilten zum Tatort. Die Millionenmetropole am Ufer des Michigan-Sees kämpft schon seit langem mit der Kriminalität auf den Straßen. Die Bundespolizei FBI zählte 2012 in der Heimatstadt von US-Präsident Barack Obama 500 Morde, etwa 70 mehr als im Jahr davor.

Am Montag waren bei einem Blutbad auf einem Marinestützpunkt in Washington 13 Menschen ums Leben gekommen. Ein 34-Jähriger hatte in einem Kommandogebäude um sich geschossen und zwölf Menschen umgebracht, ehe er von der Polizei getötet wurde.

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