Was kommt nach Fidel?
Der alte Mann hat sich zur Ruhe gesetzt und seinen Pyjama angezogen, einen grünen, der an die Uniform des Revolutionärs erinnern soll, aber durch das Muster wie eine Parodie wirkt. Die rote Krawatte zeigt, dass der Alte einmal Autorität hatte, aber die Katze liegt da, als wäre sie es, die den schlafenden Mann beschützt. Das Bild – für jeden erkennbar Fidel Castro – trägt den Titel: "Der große Opa", die nächste Provokation. Denn Pedro Pablo Oliva hat Castro im Jahr 2000 so gesehen, als der Revolutionsführer noch Macht hatte und niemand in Kuba ihn öffentlich so dargestellt hätte. Kein Wunder, dass das Gemälde (siehe oben) nur im Haus von Oliva zu besichtigen ist, in der Provinzstadt Pinar del Río, 160 km westlich von Havanna.
Aber Pedro Pablo Oliva hat schon davor sein Land anders gezeigt, als es die Führung sah. 1994 malte der 66-Jährige sein Meisterstück: El gran Apagón, der große Blackout. Das 5,20 Meter breite und 2,60 Meter hohe Gemälde beschreibt die Jahre der "Periodo especial", als Kuba nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion plötzlich alleine dastand. Ohne russisches Öl wurde immer wieder der Strom abgeschaltet, die Ernährung der Bevölkerung war nur mit den Vorräten möglich, die für den Fall eines Angriffs der USA gebunkert waren. An der monumentalen Darstellung muss Castro vor allem gestört haben, dass er mit geschlossenen Augen dasteht, während neben ihm das Rednerpult leer ist. Wo doch gerade Castro seit der Machtübernahme am 1. Jänner 1959, heute vor 57 Jahren, für endlos lange revolutionäre Ansprachen bekannt war. Castro, der hatte nichts mehr zu sagen.
Aber Oliva hat auch Skulpturen und Gemälde gemacht, die keine politische Botschaft vor sich hertragen, seine Bilder werden in vielen Ländern Europas, Lateinamerikas und in den USA gezeigt. Und in Kuba kann er nicht nur in Ruhe leben und malen, er wurde auch mit Preisen ausgezeichnet.
Bilder: Kuba im Umbruch
Die Amerikaner kommen
Nach der Revolution war das die Sowjetunion, die sich aber aufgelöst hat. Dann hat sich die Führung in Havanna an Venezuela angelehnt. Von dort kommt das Erdöl, bezahlt wird mit der Vermietung von Ärzten und Krankenschwestern. Aber Präsident Maduros Regime wackelt.
Ein bisschen Marktwirtschaft funktioniert ja bereits in Kuba. Padura hat 2008 einen Computer bekommen, eben habe aber die Übersendung eines Mails eine halbe Stunde gebraucht. Handys sind verbreitet, WLAN-Hot-Spots sind beliebte Treffpunkte. Und in den Restaurants gibt es alles, von Lobster bis Steak, obwohl die Schlachtung von Rindern, zumal Kühen, extrem eingeschränkt wird, aus Mangel an Milch.
Schwarz-Marktwirtschaft
Michel Perez-Oliva hat überlegt, ein Restaurant zu eröffnen, aber: "Die guten Produkte und Zutaten gibt es nur auf dem Schwarzmarkt, das funktioniert zwar, aber da bist du in der Hand der Behörden." Michel Perez-Oliva nennt Kuba eine Marktwirtschaft ohne Markt. Früher hat er als Nuklearphysiker an der Entwicklung von Generika mitgearbeitet, für rund 25 Dollar pro Monat. Jetzt, als selbstständiger Reiseführer mit Lizenz, verdient er ein Vielfaches. Das ist gut für ihn, aber wenn der Staat die gut ausgebildeten Menschen in Kuba nicht bald ordentlich bezahlt, werden noch mehr in andere Berufe oder ins Ausland gehen.
Der Trend zum Unternehmertum tut Kuba gut. Im Zentrum von Havanna hat die Initiative eines Friseurs ganze Straßenzüge erneuert.
Wie sich Friseur "Papito" die Zukunft Kubas vorstellt, lesen Sie morgen.
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