Jobbik ist der wahre Wahlsieger

Alle Macht bleibt bei Premier Orban, doch nur die extreme Rechte gewann Stimmen dazu.

Nicht alles, was wie ein glänzender Wahlsieg aussieht, ist auch einer: Mit 44,4 Prozent der Stimmen sicherte sich Ungarns national-konservativer Premier Viktor Orban am Sonntag zwar seine Wiederwahl. Doch um die angepeilte Zweidrittelmehrheit für seine FIDESZ-Partei muss der Regierungschef noch einige Tage bis zum offiziellen Endergebnis bangen.

Unübersehbar war aber schon am Montag: "Ganz zufrieden kann Orban mit dem Wahlergebnis nicht sein", analysiert der FIDESZ-nahe Politologe Zoltan Kiselly. Gegenüber dem Urnengang 2010 hat FIDESZ trotz großzügiger Wahlgeschenke wie Energiepreissenkungen über 700.000 Wähler verloren.

Viele davon wanderten in Richtung Jobbik. Die Rechtsextremen sind die einzige ungarische Parlamentspartei, die am Wahlsonntag zulegen konnte. Jeder fünfte Ungar (20,5 Prozent) stimmte für die Radikalen und kürte Jobbik so zum eigentlichen Wahlsieger.

Nächstes Ziel EU-Wahl

Jobbik ist der wahre Wahlsieger
Für Jobbik-Parteichef Gabor Vona, der seinen ruppigen Parteifreunden im Wahlkampf eine betont gemäßigte Rhetorik verordnet hatte, kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen: "Vor den Wahlen zum Europaparlament müssen wir noch einmal klarmachen, dass Jobbik heute in der EU die stärkste nationale radikale Partei ist."

So extrem agiert die offen anti-semitische und rassistische Partei, dass andere Rechts-Populisten wie HC Strache, Front-National-Chefin Marine Le Pen oder der niederländische Muslim-Hasser Geert Wilders an Jobbik nicht anstreifen möchten. Die Glückwünsche der FPÖ gingen denn am Montag auch nicht an Gabor Vona, sondern an den "charismatischen Viktor Orban". Seit einem Gerichtsurteil darf Jobbik sogar als neonazistisch bezeichnet werden.

Mit ihrem "Kampf gegen die Zigeunerkriminalität", dem Traum vom Wiederauferstehen "Großungarns", dem Ruf nach der Todesstrafe, Warnungen "vor der jüdischen Weltverschwörung" oder dem verlangten Austritt Ungarns aus der EU schart Jobbik ("Die Besseren") einen Teil ihrer Anhänger um sich. Vor allem aber sammelten die Rechten die vielen politisch Enttäuschten in Ungarn ein. Die Unzufriedenen, die Frustrierten, die Protestwähler, sie schenkten ihre Stimme der Wut der Jobbik.

Und davon wiederum ganz besonders die Jungen: Mit der Allmacht eines Viktor Orban könnten sie nichts anfangen, glaubt Politologe Kiselly, mit der zahnlosen Links-Opposition genauso wenig. "Was die Jungen wollen, ist einfach ein radikaler, extremer Wandel." Und den wünschen sich die jungen Jobbik-Wähler (zu zwei Drittel männlich) quer durch alle sozialen Schichten: junge Arbeiter oder Arbeitslose ebenso wie die ungarischen Studenten, unter denen die Rechtsradikalen als die beliebteste Partei gelten. "Für uns Junge gibt es außer Jobbik nichts", ist in ungarischen Studentenkreisen oft zu hören. Wer dies anders sehe, glaubt Politologe Kiselly, "wählt gar nicht oder überlegt überhaupt schon, auszuwandern".

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