Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

.
15 Ärzte aus der belagerten Stadt wenden sich in Brief an US-Präsidenten. Russland kündigte Feuerpausen an.

"Uns helfen nun keine Tränen mehr, kein Mitleid und nicht einmal Gebete, wir benötigen Ihr Handeln".

In einem dramatischen Appell haben sich 15 der 35 noch praktizierenden Ärzte in dem von Rebellen kontrollierten Osten der syrischen Stadt Aleppo an US-Präsident Obama gewandt. Ohne einen ständigen Versorgungskorridor werde sich der Hunger weiter ausbreiten, heißt es in dem Brief, der mehreren Medien vorliegt. Seit Beginn der Offensive der Regierungstruppen ist die Trinkwasserversorgung komplett zusammengebrochen, es fehlt an Grundlegendem: Medikamente, Verbandsmaterial, Nahrungsmittel. Die EU befürchtet eine der "schlimmsten Tragödien im Syrien-Krieg".

"Was uns als Ärzte am meisten schmerzt, ist, dass wir Entscheidungen darüber treffen müssen, wer weiterleben soll und wer stirbt", schildern die Ärzte in dem Brief die dramatische Zustände in den wenigen verbliebenen Krankenhäusern der Stadt. Sie hätten miterleben müssen, "wie zahllose Patienten, Freunde und Kollegen gewaltsame und qualvolle Tode starben." Die Ärzte beklagen, sie hätten "keine Bemühungen seitens der USA gesehen, die Belagerung aufzuheben oder ihren Einfluss zu nutzen, die Kampfparteien zum Schutz von Zivilisten zu bewegen."

Die Rebellen kontrollieren in Aleppo seit dem Sommer 2012 mehrere Viertel im Osten, in denen nach verschiedenen Schätzungen noch 250.000 bis 275.000 Menschen leben. Die Regierungstruppen hatten Mitte Juli den Belagerungsring um die Viertel der Rebellen geschlossen.

Russland kündigt dreistündige Feuerpause an

Die UNO hatte am Dienstag zumindest "humanitäre Pausen" gefordert, um die Bevölkerung im belagerten Osten der Stadt versorgen zu können. Tags darauf hatte Russland schließlich eine tägliche dreistündige Feuerpause angekündigt. Die Kampfunterbrechungen sollen am Donnerstag beginnen und jeweils von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr andauern. Auch die Frage einer gemeinsamen Kontrolle der Lieferung von Hilfsgütern über die nördliche Castello-Straße sei mit den Vereinten Nationen (UN) und den USA diskutiert worden, hieß es.

Russland werde mit der Regierung in Damaskus zusammenwirken, damit die Sicherheit der Hilfslieferungen gewährleistet werde.

Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe
Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk on the rubble of damaged shops and buildings in the city of Manbij, in Aleppo Governorate, Syria, August 10, 2016. REUTERS/Rodi Said

Was sind drei Stunden?

Der Sprecher einer großen Rebellengruppe in Aleppo äußerte sich indes skeptisch zu dem russischen Vorschlag. "Was sind drei Stunden? In diesen drei Stunden werden sie nur (die Rebellenstadt) Idlib bombardieren", sagte Abd al-Salaam Abd al-Rassak von der Rebellengruppe Nur al-Din al-Sinki.

UNO fordert 48 Stunden

Der Chef der UN-Hilfsoperationen, Stephen O'Brien, sagte, er sei bereit, den russischen Plan in Betracht zu ziehen. Allerdings sei eine 48-stündige Feuerpause nötig, um die benötigten Hilfsgüter in die Stadt zu bringen. „Wenn wir drei Stunden angeboten bekommen, muss man fragen, was können wir in diesen drei Stunden erreichen“, sagte er vor Journalisten. Gehe es darum, den Bedarf an Hilfsgütern zu decken oder nur einen sehr kleinen Teil? Notwendig seien eine zweispurige Straße und 48 Stunden Zeit, um genügend Lastwagen in die Stadt zu bekommen.

Die USA erklärten, sie würden jede Unterbrechung der Kämpfe begrüßen, um humanitäre Hilfe in die Stadt zu bekommen. Die Feuerpause müsse aber von allem Konfliktparteien eingehalten werden.

Bilder aus dem belagerten Aleppo

Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Syria Democratic Forces (SDF) fighters look toward
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

A Syria Democratic Forces (SDF) fighter gestures o
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk with p
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk with p
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk near r
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

A Syria Democratic Forces (SDF) fighter points tow
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Women stand on a damaged street in Manbij, in Alep
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

A Syria Democratic Forces (SDF) fighter greets a m
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Syria Democratic Forces (SDF) fighters inspect a d
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

TOPSHOT-SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Free Syrian Army fighters ride on a vehicle past e
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

Civilians sit amid empty empty plastic crates at a
Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe

A man rides a motorcycle past merchandise stalls i

Rebellen konnten keinen sicheren Korridor errichten

Aleppo ist in einen westlichen, von den Regierungstruppen kontrollierten Teil und einen östlichen gespalten, der vor allem von islamistischen Rebellen beherrscht wird. Anfang Juli schloss die Armee den Belagerungsring um Ost-Aleppo. Dort sollen neben den Rebellenkämpfern bis zu 250.000 Zivilisten eingeschlossen sein. Am Freitag durchbrachen die Rebellen den Kessel im Südwesten, konnten aber keinen sicheren Korridor errichten.

Vor zwei Wochen hatten Russland und die syrische Regierung erklärt, es seien sieben sichere Korridore in den Ostteil von Aleppo geschaffen worden, durch die Zivilisten und unbewaffnete Rebellen die Stadt verlassen könnten. Diese bestünden weiterhin, sagte Rudskoi. In der Nähe der Castello-Straße gebe es einen weiteren Korridor, der von bewaffneten Kämpfern genutzt werden könne.

Verzweifelte Ärzte aus Aleppo bitten Obama um Hilfe
Civilians walk past damaged shop as they flee towards safer parts of Manbij city, in Aleppo Governorate, Syria, August 10, 2016. REUTERS/Rodi Said

Kommentare