Donald Trump: Wer ist dieser Dampfplauderer?

Donald Trump: Wer ist dieser Dampfplauderer?
Der Richard Lugner der USA will Präsident werden - und diesmal muss man das ernst nehmen. Umfragen sehen Trump noch vor Jeb Bush als Favoriten im republikanischen Kandidatenfeld.

Da konnte nicht einmal Bill O'Reilly, Talkmaster des Republikanern sonst so wohl gesonnenen Senders Fox News, seine Verwunderung verbergen. "Wie wollen Sie ISIS besiegen?", hatte O'Reilly Donald Trump in einem exklusiven Interview für den Murdoch-Sender gefragt. "Ich werde sie so hart treffen, dass sie nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht." Denn: "Es gibt keinen Besseren fürs Militär als mich." "Soll das heißen, dass sie amerikanische Bodentruppen nach Syrien schicken wollen?" "Dazu sage ich gar nichts. Ich habe eine Strategie, aber wenn ich die jetzt verrate, dann kennt ISIS die ja schon. Nur soviel: Ich weiß, wie man sie schlägt. Vertrauen Sie mir."

Sprücheklopfer

Über mangelndes Selbstbewusstsein konnte sich der geltungssüchtige Baumeister, der auch schon sein eigenes Parfum herausgebracht hat, noch nie beschweren. Und im Moment hat der Milliardär - nach (wiederholten und stets lautstark proklamierten) Eigenangaben 10 Milliarden Dollar schwer - auch allen Grund dazu. Umfragen zeigen ihn seit Wochen im Hoch. Das Erstaunliche: Je länger der Vorwahlkampf der Republikaner dauert, desto größer wird der Zuspruch. Dass die markigen Sprüche des Dampfplauderers wenig präsidial anmuten, stört offenbar nicht.

Eine aktuelle Umfrage unter Anhängern der Republikaner im Auftrag von Washington Post und ABC News sieht den 69-Jährigen nun sogar als eindeutigen Spitzenkandidaten. 24 Prozent würden für Trump votieren, wenn sich die Parteimitglieder der Republikaner heute entscheiden müssten. Scott Walker, der Gouverneur von Wisconsin landet mit 13 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei. Jeb Bush, Bruder von George W. und vor dem Ex-Gouverneur von Florida liegt mit 12 Prozent an dritter Stelle. Alle anderen Bewerber erreichen höchstens acht Prozent.

Republikaner-Schreck

Andere Umfragen sehen Trump zwar weniger deutlich in Front, die Schlagzeilen gehören aber ihm ganz allein: Er diffamierte Einwanderer aus Mexiko pauschal als Vergewaltiger und Schmarotzer und beleidigte erst am Wochenende seinen Parteikollegen John McCain. Dieser sei überhaupt kein Held, ließ er seine Anhänger bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa wissen. "Er ist ein Kriegsheld, weil er gefangen wurde. Ich mag Leute, die nicht gefangen wurden, okay?" McCain ist eine außenpolitische Instanz. Während des Vietnamkrieges wurde sein Kampfflieger abgeschossen, McCain verbrachte Jahre in Gefangenschaft des Vietcong, wurde gefoltert.

Auch mit seiner Meinung zu seinen aktuellen Mitbewerbern hält Trump kaum hintern Zaun. "Politiker reden immer nur. Ich erledige den Job." Wie genau? Da muss eben auch Bill O'Reilly dem "erfahrenen Businessman" vertrauen.

Das politische Establishment nahm von Trump, der sich als TV-Persönlichkeit in seiner Reality-Show "The Apprentice" als eine Mischung aus Dieter Bohlen und Richard Lugner präsentiert, bisher nur als Randfigur Notiz. Die Kandidatur Trumps im US-Vorwahlkampf 2012, aus dem er sich früh zurückzog, wurde damals noch belächelt, als PR-Gag abgetan. Das dürfte sich nun ändern. Den Parteigranden der Republikanern ist jedenfalls nicht erst seit Trumps Attacke gegen McCain das Lachen vergangen. Denn mit markigen Sprüche und seinem übersteigerten Sendungsbewusstsein mag Trump im Vorwahlkampf der Republikaner punkten können - im Duell um die US-Präsidentschaft wäre das jedenfalls zu wenig.

Die Kandidaten im US-Vorwahlkampf

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