Neid auf Superverdiener Clintons

Als bekannteste Kandidatin für die US-Präsidentschaft steht Hillary fast allein im Fokus der Medien – und die suchen Skandale.

Die Scherzchen klangen unüberhörbar bemüht. Auf seinem neu eingerichteten Twitter-Konto wandte sich Präsident Obama an seinen "Freund" Bill Clinton, ob er nicht gleich den Twitter-Namen von First Lady Michelle übernehmen wolle. Jetzt, wo er doch bald als erster Gatte ins Weiße Haus einziehe ...

Ein bisschen voreilig wirken solche von Hillarys PR-Beratern inszenierten Spekulationen, sind es doch noch eineinhalb Jahre bis zur Präsidentschaftswahl.

Doch heitere Geschichten hat Kandidatin Hillary schon jetzt dringend nötig – aus einem Grund: Bitterernste Geschichten über sie sind ohnehin ständig im Umlauf.

Clinton vs. Bush

In einem Umfeld von weithin unbekannten Kandidaten stürzen sich die US-Medien auf die zwei einzigen Namen, mit denen man etwas anfangen kann: Jeb Bush, Bruder des vorletzten US-Präsidenten, und Hillary Clinton.

99 Prozent aller US-Bürger kennen sie laut Umfragen – und fast alle von denen, wie ein Kommentator der New York Times ätzt, hätten eine längst vorgefasste Meinung.

Die Geschichten über sie, die in diesen Tagen Schlagzeilen machen, fügen sich bestens in das altbekannte Bild der ehemaligen First Lady, Senatorin und Außenministerin. 12 Millionen Dollar habe Hillary Clinton im letzten Jahr verdient, mit gerade einmal 50 öffentlichen Auftritten, fand der stockkonservative Nachrichtensender Fox News vor einigen Tagen heraus. Jetzt aber tauchen im Stakkato Honorare auf, die die Kandidatin für ihre Reden vor großen Unternehmen kassiert hat: 315.000 Dollar etwa für einen 20-Minuten-Auftritt beim Internet-Auktionshaus ebay.

300.000 Dollar pro Rede

Ein Großteil dieser Reden, von denen keine unter 300.000 Dollar kostete, hat Hillary vor Firmen gehalten, die auch großzügig ihre anlaufende Wahlkampagne finanzieren. Wahlkampf-Spender also, die – so die Analyse der Washington Post – nicht nur eine Rednerin Hillary, sondern vor allem eine Präsidentin Hillary sehen wollen: "Diese Unterstützer kaufen sich den Zugang zu einer zukünftigen Präsidentin."

Millionenschwere Verbündete großer Unternehmen, das ist das Image, das Clinton loszuwerden versucht: Mit öffentlichen Einkehr-Stopps bei Fast-Food-Ketten, Treffen mit Farmern und Kleinunternehmern, wo sie über die ärmliche Vergangenheit ihrer Familie spricht. Ob man damit etwas gegen das Bild vom reichen Langzeitmitglied der Washingtoner Elite ausrichten kann? US-Meinungsforscher Mark Mellman ist skeptisch: "Die festgefahrene Meinung von Menschen zu ändern ist eine der schwierigsten Aufgaben – im Leben und in der Politik."

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