Ein Handschlag, viele Störenfriede

Kurze Begegnung: Beim Begräbnis von Nelson Mandela treffen Obama und Castro unerwartet aufeinander.
Erstes Treffen zwischen Obama und Raul Castro bei Amerika-Gipfel - USA streichen Kuba von der Terrorliste.

Ja, man werde wohl "eine Art von Umgang" miteinander haben, übt sich das Weiße Haus demonstrativ in Zurückhaltung. Man will die Begegnung nicht allzu hochhängen, tun das doch alle anderen ohnehin längst. Ob es nun ein Handschlag und ein kurzer Small Talk wird, oder doch mehr: Das Zusammentreffen zwischen US-Präsident Obama und seinem kubanischen Amtskollegen Raul Castro beim heute beginnenden Amerika-Gipfel in Panama gilt schon vorab als historisch.

Golf statt Fidel Castro

Immerhin ist es die erste geplante Begegnung dieser Art seit fast 60 Jahren. Beim Begräbnis des südafrikanischen Präsidenten Mandela 2013 waren Obama und Castro einander eher zufällig über den Weg gelaufen. Der letzte Staatschef von der Zuckerinsel, für den man sich im Weißen Haus Zeit nahm, war der von den USA als politische Marionette gehaltene Diktator Batista. Für ihn hatte Dwight Eisenhower Zeit.

Als Batista 1959 gestürzt worden war, reiste der Mann, der ihn mit seiner Revolution zu Fall gebracht hatte, ebenfalls nach Washington. Doch für Fidel Castro, der sich anfangs um gute Kontakte zu den USA bemühte, hatte der Kommunistenfresser Eisenhower keinen Termin frei. Er sei Golf spielen, ließ er dem Revolutionär ausrichten. Der wurde mit Vizepräsident Nixon abgespeist – die weltpolitischen Folgen waren schwerwiegend. Kuba wurde Verbündeter der Sowjetunion, und die USA schmissen die Insel aus der Organisation Amerikanischer Staaten. Dass ein kubanischer Staatschef heute auf einem Amerika-Gipfel erscheinen darf, ist eine Premiere.

Terrorstaat

Empfindlichkeiten im Verhältnis der beiden Länder gibt es auch heute noch zuhauf. Zwar ist man seit dem offiziellen Neustart der Beziehungen im Dezember grundsätzlich auf Aussöhnung eingestellt, doch es gibt politische Hürden zu überwinden. Im US-Kongress in Washington droht die republikanische Mehrheit, die Aufhebung des Wirtschaftsboykotts gegen Kuba zu blockieren. In Havanna aber will man genau diese Sanktionen weghaben und außerdem von der schwarzen Liste der "Terrorstaaten" gestrichen werden. Vorher werde man keinen US-Botschafter in Havanna akzeptieren, gibt man sich stur. Zumindest in diesem Punkt kommen aus Washington positive Signale: Der Demokrat Ben Cardin, führendes Mitglied des Ausschusses für internationale Beziehungen im US-Senat, ließ am Donnerstagabend mitteilen, dass das US-Außenministerium die Streichung von der Terrorliste empfehle.

Der Versöhnung in die Quere kommen auch die engen Beziehungen Kubas zu Venezuela. Das ebenfalls sozialistisch regierte Land, das Kuba billiges Öl im Austausch gegen Ärzte schickt, liegt im Clinch mit den USA wie schon lange nicht mehr. Washington hat Venezuela zur "außergewöhnlichen Bedrohung" erklärt und hochrangige venezolanische Politiker mit Sanktionen belegt.

Für Havanna seien die neuen Beziehungen zu den USA viel zu wichtig, um sich vom Krach mit Venezuela stören zu lassen, mutmaßen trotzdem Experten.

Störender, auch für Raul Castro persönlich, dürfte sein, dass ihn heute in Panama Dutzende protestierende Exilkubaner aus den USA erwarten. Die Kubaner-Gemeinde in Miami, Florida, gilt bis heute als Todfeind der Castros.

Besonders empörend aber ist für die Kubaner die Anwesenheit eines Demonstranten: Felix Rodriquez. Auf Kuba geboren und nach der Revolution in die USA geflüchtet, wurde er CIA-Agent. Er kehrte heimlich nach Kuba zurück und organisierte im Untergrund nicht nur die US-Invasion in der Schweinebucht, sondern auch die Jagd auf und die Erschießung des wohl berühmtesten kubanischen Revolutionärs: Che Guevara.

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