Gegen Donald Trump ist noch kein Kraut gewachsen

Der selbstherrliche Baumagnat, der US-Präsident werden will, beleidigt und schockiert. Mit Absicht – und mit wachsendem Erfolg.

"Lassen Sie mal sehen", sagt die Kioskverkäuferin, als sie die Zeitung herüberreicht, "ist Trump zur Abwechslung einmal nicht auf der Titelseite?" Ist er doch. Jeden Tag – so wie der umstrittene republikanische Präsidentschaftskandidat auch immer vom Bildschirm schimpft oder grinst, sobald man in den USA einen Nachrichtensender einschaltet. Donald Trump hier, Donald Trump dort. Der dünnhäutige Milliardär sichert sich die Medienaufmerksamkeit mit einer täglichen Portion Provokation; mit bisher von Präsidentschaftswerbern nie gehörten Beleidigungen und Vorschlägen, die jeden anderen Kandidaten ins politische Nirwana befördern würden.

"Darf er das?", fragen Kommentatoren ratlos. Darf er Muslimen die Einreise in die USA verbieten, wie Trump fordert? Darf er Wladimir Putin loben? Darf er bei TV-Debatten andeuten, dass mit der Größe seines Penisses alles in Ordnung ist? Darf er seine Gegner als "Klein-Marco" (Rubio) und "Lügen-Ted" (Cruz) beschimpfen? Die Antwort des selbstherrlichen Milliardärs liegt in seinen Taten: Er tut, was er will. Er sagt, was er will, ohne Rücksicht auf Konventionen oder Benimmregeln. Und seine Anhänger lieben genau das.

180-Grad-Wende

Geht der Baumagnat einmal doch zu weit, rudert er eben zurück. "Ich bin flexibel", sagt er dann – wie jüngst in der Folterfrage. Binnen 24 Stunden vollzog Trump eine 180-Grad-Wende: Vom Verteidiger des "Waterboardens und noch Schlimmerem" oder der Forderung, IS-Familienmitglieder zu töten, rückte er nun brav zum "Einhalten der internationalen Gesetze". Entschuldigungen sind aus seinem Mund nie zu hören. "Ich habe meine Position geändert", sagt er . "Na und?"

Seiner wachsenden Anhängerschaft tut dies keinen Abbruch. In allen vier Bundesstaaten, in denen am Wochenende Vorwahlen der Republikaner stattfinden, lag er in den Umfragen vorne. Die eine oder andere Wählerstimme könnte Trump auch zufallen, nachdem nun der zweite Outsider-Kandidat, der Chirurg Ben Carson, aus dem Rennen um das Weiße Haus ausgestiegen ist. Gefragt nach seinem Erfolgsrezept, grinst Trump: "Wissen Sie was? Die Leute lieben mich einfach." Was seine Anhänger wirklich an ihm schätzen: "Dass er sagt, wie es ist" und sein "Amerika zuerst".

Details, wie er "Amerika wieder großmachen" will, blieb der Bautycoon bisher schuldig. Doch nicht die genaue Ausführung seiner drakonischen Pläne – wie etwa die Abschiebung von elf Millionen illegaler Immigranten – interessiert seine Anhänger, sondern sein Auftritt: Der des starken Mannes. "The Donald", der mit allem Mist aufräumen und den Wechsel bringen wird. Der Geschäftsmann hat die Marke Trump neu erfunden: Donald, der Retter Amerikas. Dass sie ihm so viele Amerikaner abkaufen, dagegen haben seine parteiinternen Gegner noch kein wachsendes Kraut gefunden.

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