USA

Alle gegen Jeb Bush

JEB BUSH: Favorit unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2016.
Das Hauen und Stechen der Kandidaten für die Präsidentenwahl 2016 hat begonnen – bei den Republikanern. Gekämpft wird vor allem gegen den Favoriten mit dem prominenten Familiennamen.

Wer nicht 100.000 Dollar hinblättert, kommt gleich gar nicht zur Tür hinein. Spendengalas für Jeb Bush sind eine teure Angelegenheit, aber unter den konservativen Unterstützern des republikanischen Präsidentschaftskandidaten gibt es viele mit prallen Bankkonten. Der jüngere Bruder des früheren US-Präsidenten George W. Bush hat in der amerikanischen Geschäftswelt eine breite Anhängerschar. Der 62-Jährige gilt als gemäßigt-konservativ, umgänglich, als Feind hoher Steuern und vor allem in der Lage, gewaltige Summen für seinen Wahlkampf aufzustellen.

Ganz ohne Eintrittsgeld, zu einem "meet and greet", kann man hingegen heute mit Jeb Bush in einem Pizza-Restaurant in Des Moines beisammensitzen. Mit seinen Auftritten im US-Bundesstaat Iowa, der Testfläche für alle amerikanischen Präsidentschaftskandidaten, wirft sich der ehemalige Gouverneur von Florida nun endgültig mit vollem Gewicht in den Wahlkampf.

Richtung Weißes Haus

Elf Monate dauert es noch, bis die ersten Vorwahlen im republikanischen Kandidatenlager beginnen. Und noch 20 Monate, bis die nächste Präsidentenwahl über die Bühne geht. Doch in den Reihen der Grand Old Party hat die Aufstellung der Aspiranten für das Weiße Haus längst begonnen. Wobei die meisten von ihnen ein Thema eint: Alle gegen den Kandidaten mit dem berühmten Familiennamen – Jeb Bush.

Der muss sich von seinen parteiinternen Konkurrenten so einiges anhören: Als "elitär" kritisierte ihn der konservative Gouverneur von New Jersey, Chris Christie. "Verlogen" schimpfte ihn der Liebling der Tea-Party, Rand Paul – weil Jeb Bush in seiner Jugend Marihuana geraucht hatte, aber nie dafür büßen musste. Und als Vertreter des verhassten "Establishments", der nur dem Namen nach ein echter Republikaner sei, sieht ihn gar der ultra-konservative texanische Senator Ted Cruz.

Noch stimmen auch die gemäßigteren Kandidaten wie etwa der junge Gouverneur aus Louisiana, Bobby Jindal, in den Anti-Bush-Chor ein. Doch im Hintergrund zeichnet sich schon jetzt ab, wohin der inner-republikanische Wahlkampf führen wird: In ein Kräftemessen zwischen einem moderaten Konservativen – wo Jeb Bush die Favoritenrolle hält – und einem glühenden Erz-Konservativen des ultra-rechten Parteirandes. Dort, wo die Tea-Party den Ton angibt.

Gewerkschaftsfresser

Und dort hat sich überraschend ein Politiker einen Spitzenplatz erobert, der bisher nur überzeugten Gewerkschaftshassern ein Begriff war: Scott Walker. Der 47-jährige Gouverneur von Wisconsin hatte sich auf einen politischen Krieg mit den Gewerkschaften des öffentlichen Sektors in seinem Bundesstaat eingelassen – und gesiegt. Seither gilt der ultra-konservative Republikaner den Hardlinern in seiner Partei als Held. Als einer, der es kompromisslos mit dem Establishment in Washington aufnehmen kann, aber auch für die wahren Werte eines stramm Konservativen steht: Für das Recht auf Waffentragen, das Zurückdrängen der Bundesregierung, gegen Abtreibung, strenges Bekenntnis zur Religion.

In gestern veröffentlichten Umfragen unter republikanischen Wählern liegt Scott Walker bereits um zwei Prozentpunkte knapp vor Jeb Bush. Der aber bleibt vorerst gelassen. Eine Anbiederung an den rechten Parteirand ist von ihm nicht zu erwarten. Der Sohn und Bruder von Ex-Präsidenten ist selbst Profi genug zu wissen: Präsidentschaftswahlen in den USA werden immer in der politischen Mitte gewonnen.

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