Clinton wirft Sanders Schmutzkampagne vor

Sie reagierte auf Vorwürfe, sie lasse sich von großen Spendern aus der Finanzwelt beeinflussen.

Ex-Außenministerin Hillary Clinton hat ihrem Konkurrenten Bernie Sanders vorgeworfen, im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten eine Schmutzkampagne zu betreiben. "Wenn Du etwas zu sagen hast, sag es", sagte Clinton am Donnerstagabend (Ortszeit) bei der letzten TV-Debatte der Demokraten vor den Vorwahlen in New Hampshire.

"Es ist an der Zeit, die sehr hinterlistige Verleumdung zu beenden, die Du und Deine Kampagne betreiben." Die ehemalige First Lady ergänzte: "Ich glaube nicht, dass diese Attacken Ihrer würdig sind." Sie reagierte damit auf Vorwürfe Sanders, sie lasse sich von großen Spendern aus der Finanzwelt beeinflussen. Laut dem Nachrichtenportal Politico bekam Clinton von der Investmentbank Goldman Sachs 2013 für drei Vorträge 675.000 Dollar.

Clinton wirft Sanders unrealistische Politik vor

Clinton konzentrierte sich bei dem TV-Event verstärkt auf die Themen Wirtschaft und Finanzen. Bisher war das ein Bereich, in dem Sanders mit seinen Angriffen auf die Wall Street punkten konnte.

"Die Mittelschicht hat die Wall Street gerettet, als sie Hilfe benötigte."

Clinton warf ihrem linksgerichteten Rivalen unrealistische Politik vor. Bei Sanders' Forderungen "geht die Rechnung einfach nicht auf", sagte sie. Sanders wies die Kritik zurück. Seine Vorschläge wie die Abschaffung von Studiengebühren an staatlichen Universitäten werde er mit einer Steuer auf Finanzspekulationen bezahlen. "Die Mittelschicht hat die Wall Street gerettet, als sie Hilfe benötigte. Nun ist es an der Zeit, dass die Wall Street der Mittelschicht hilft", sagte er.

Zwist um "Obamacare"

Auch in der Gesundheitspolitik gerieten die beiden Präsidentschaftsbewerber aneinander. Jede Industrienation auf der Welt garantiere ihren Bürgern das Recht auf eine Krankenversicherung, sagte Sanders. "Ich akzeptiere nicht die Vorstellung, dass die Vereinigten Staaten von Amerika das nicht können."

Clintons Warnung, dass er die "Kontroverse" um Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform neu entfache, wies der selbst erklärte "demokratische Sozialist" zurück: Er wolle die Reform nicht demontieren, aber langfristig jedem Bürger eine Krankenversicherung verschaffen. Die frühere First Lady sagte dagegen: "Senator Sanders will wieder ganz von vorne anfangen."

"Einer von uns hat richtig abgestimmt und der andere von uns nicht."

Clinton hob in der Debatte ihre Erfahrung als frühere Außenministerin hervor. Angesichts der Bedrohungen in der Welt müsse der Präsident "vom ersten Tag an bereit sein", sagte sie. Sanders wies dagegen darauf hin, dass Clinton einst für den umstrittenen Militäreinsatz im Irak votiert habe. "Einer von uns hat richtig abgestimmt und der andere von uns nicht", sagte er im Hinblick auf seine Ablehnung des Einsatzes.

Clinton liegt in landesweiten Umfragen deutlich vor Sanders. Der 74-jährige Senator aus Vermont, der mit seinen Ideen vor allem junge Wähler begeistert, konnte seiner Kontrahentin in Iowa am Montag aber praktisch ein Unentschieden abtrotzen. Clinton kam in dem Bundesstaat im Mittleren Westen auf 49,8 Prozent, Sanders auf 49,6 Prozent.

New Hampshire: Sanders in Umfragen vorne

In New Hampshire sehen Meinungsforscher den Senator vorne. Einer Umfrage für die Zeitung Wall Street Journal und den Fernsehsender NBC zufolge liegt Sanders in dem Bundesstaat bei 58 Prozent, Clinton bei 38 Prozent. Das demokratische Präsidentschaftsrennen ist ein Zweikampf, seit Marylands Ex-Gouverneur Martin O'Malley nach seinem enttäuschenden Abschneiden in Iowa das Handtuch geworfen hat.

Die USA wählen am 8. November ein neues Staatsoberhaupt. Präsident Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. Die Vorwahlen in allen 50 US-Staaten ziehen sich bis in den Frühsommer hin, ihre Kandidaten küren Republikaner und Demokraten dann offiziell bei den Nominierungsparteitagen im Juli.

Bei den Republikanern gewann der erzkonservative Senator Ted Cruz den Vorwahl-Auftakt in Iowa, in New Hampshire sehen Meinungsforscher den rechtspopulistischen Milliardär Donald Trump in Führung.

Kommentare