USA

Der nächste Bush im Anmarsch

Der Bush-Clan: George sen. (li.) George W. (M.) und Jeb (Bild: 2001).
Nach Vater und Bruder denkt auch Jeb Bush daran, Präsident der USA zu werden.

Die kritischsten Töne kamen bis vor Kurzem von seiner Mutter. "Jeb ist sicher der bestqualifizierte Mann", donnerte die ehemalige First Lady Barbara Bush in einem Interview. Aber für das Amt des Präsidenten solle 2016 lieber ein anderer kandidieren. "Es ist doch lächerlich, dass es in einem so großen Land wie den USA nur drei Familien geben soll: die Kennedys, die Clintons und die Bushs."

Ihr zweitgeborener Sohn aber scheint den mütterlichen Rat zu ignorieren. Alles deutet darauf hin, dass es der Republikaner Jeb Bush seinem Vater George sen. und seinem Bruder George W. gleichtun und ebenfalls Herr des Weißen Hauses werden will. Nach dem 41., dem 43. also auch der 45. Präsident der USA wieder ein Bush?

Grünes Licht der Frauen

Dass zumindest eine Kandidatur des ehemaligen Gouverneurs von Florida möglich scheint, deutete die Familie des 61-Jährigen an. "Das ist mehr als wahrscheinlich", bestätigte am Wochenende dessen Sohn George P. Bush. "Er denkt ernsthaft an den Wahlkampf 2016. Und wenn er sich dafür entscheidet, wird die Familie zu 100 Prozent hinter ihm stehen." Am wichtigsten sei, fügte der 38-jährige konservative Jungpolitiker Bush hinzu: Auch seine Mama Columba habe ihrem Mann grünes Licht gegeben. Und nicht unbedeutend: Ex-First Lady Barbara Bush schweigt neuerdings (öffentlich) still über Jebs Präsidentschaftsambitionen.

Große Fußstapfen

Dabei war es immer Jeb gewesen, auf den der mächtige Bush-Clan lange seine größten Hoffnungen gesetzt hatte. Der Spitzenstudent, der erfolgreiche Unternehmer, ungleich brillanter und politisch begabter als sein trinkfreudiger Bruder George W. war auserkoren, in die großen Fußstapfen seiner Politiker-Vorfahren zu treten: Schon dessen Großvater, Prescott Bush, hatte es zum Senator gebracht. Sein Vater George (sen.) stand gar als 41. Präsident an der Spitze der USA.

Doch nicht Jeb, sondern sein älterer Bruder zeigte plötzlich Ambitionen, Herr des Weißen Hauses zu werden. George W. Bush ließ das Trinken sein, fand stattdessen seine Rettung bei den ultra-konservativen wiedergeborenen Christen und vertraute auf die gut geölte Wahlkampf- und Politmaschine des Bush-Clans. Seine Präsidentschaft wurde eine Ära der Kriege – Afghanistan, Irak; die Folgen tragen die USA noch heute. Als George W. Bush 2008 abtrat, war er einer der unpopulärsten Präsidenten der US-Geschichte.

In Deckung

Sein Bruder Jeb tat gut daran, in politischer Deckung zu bleiben – mit dem Namen Bush hätte er in den vergangenen Jahren keine Punkte gemacht. Dabei hatte sich der ehemalige Gouverneur während seiner zwei Amtszeiten in Florida durchaus Meriten verdient. Er setzte in den ganzen USA viel beachtete Schulreformen durch. Er vertritt für einen Republikaner geradezu gemäßigte Standpunkte, kämpft für liberalere Einwanderungsgesetze. Einer seiner größten Trümpfe – angesichts einer immer bedeutenderen Latino-Wählerschaft in den USA: Seit 40 Jahren ist er mit der aus Mexiko stammenden Columba verheiratet. Er spricht ebenso fließend Spanisch wie seine drei Kinder. Sein Ältester wiederum, George Prescott Bush, gilt als große republikanische Nachwuchshoffnung: Der 38-Jährige kandidiert am 4. November für ein hohes Amt in Texas – mit besten Siegeschancen und Optionen für spätere, höhere Weihen.

Die Zeit scheint indessen viele Wunden zu heilen. Erstaunliche 47 Prozent der Amerikaner finden heute, dass Ex-Präsident George W. Bush seine Arbeit gut gemacht habe. Dies öffnet seinem Bruder Jeb die Türen für ein mögliches Präsidentschaftsduell 2016, das da wieder einmal heißen könnte: (Jeb) Bush gegen (Hillary) Clinton. Denn schon 1992 hatte es geheißen – George Bush sen. gegen Bill Clinton. Bush verlor, doch die Macht der republikanischen Politikerdynastie blieb ungebrochen.
Der nächste Bush im Anmarsch

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