Ungewöhnliche Stille rund um Ex-Finanzminister Varoufakis

Der höchst umstrittene Polit-Star der turbulenten Griechenland-Monate geht ab – zunächst einmal.
Politologen schließen nicht aus, dass der Gegner der Sparpolitik wieder in die Politik geht.

Auf einmal herrscht um den griechischen Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis Stille. Nur wenige Tage vor der neuerlichen Parlamentswahl im Land hatte der Wirtschaftler seine Fans noch aufgerufen, wie er für die Syriza-Rebellen um Ex-Energieminister Panagiotis Lafazanis und seine neue extreme linke Partei Volkseinheit zu stimmen. Nach dem Urnengang will er nun nichts mehr sagen. Die Volkseinheit hat es ins neue griechische Parlament nicht geschafft, Varoufakis scheint sich aus der Politik zurückgezogen zu haben.

Varoufakis war ein lautstarker Gegner der Sparpolitik und hatte sich als Finanzminister rasch nach Amtsantritt unbeliebt gemacht. Er fiel auf mit seinem grellen Sinn für Mode, der nicht dem strengen EU-Dresscode entsprach. Es war letztlich aber sein selbstbewusstes, bisweilen narzisstisches Auftreten, das seine politische Karriere stoppte. Vor allem nach seinem Auftritt in der französischen Klatschzeitschrift Paris Match häufte sich Kritik. Im März veröffentlichte das Blatt Fotos von ihm und seiner Frau, der Künstlerin Danae Stratou, in ihrer luxuriösen Athener Wohnung. Ein großer Fettnapf für den selbst erklärten Marxisten vor dem Hintergrund einer 25-prozentigen Arbeitslosigkeit im Land.

Varoufakis schaffte es aber vor allem, Amtskollegen aus der Eurozone gegen sich aufzubringen. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici berichtete über einen Vorfall zwischen Varoufakis und seinem holländischen Kollegen Jeroen Dijsselbloem im Februar, bei dem es fast eine Schlägerei gegeben hätte. Er habe beide auseinander gehalten. Danach hätten sie aber nie wieder miteinander geredet.

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Vermutlich war dessen Scheitern in Brüssel letztlich der Grund, warum sich Premier Tsipras im Sommer von Varoufakis trennte. "Ein guter Wirtschaftswissenschaftler zu sein, macht einen nicht zu einem guten Politiker," sagte Tsipras später über Varoufakis. Im Parlament stimmte Varoufakis gegen das dritte Abkommen mit den Gläubigern. Er trat aus Syriza aus, kritisierte Tsipras öffentlich. "Syriza existiert nicht mehr", sagte er bei der Stimmabgabe am Sonntag.

"Ehrlich und eloquent"

Auf KURIER-Anfrage wollte Varoufakis nichts über Zukunftspläne verraten. Der Politologe Kostas Elevtheriou, der auf die radikale Linke spezialisiert ist, meint: "Ich glaube nicht, dass Varoufakis nach der Sonntagswahl weiter aktiv in der Politik bleibt. Er wird eher als Sprecher bei internationalen Veranstaltungen auftreten." Dagegen meint Prof. Yannis Tsirbas, Politikwissenschaftler an der Athener Uni, dass Varoufakis weiter eine politische Rolle spielen wird. "Sein Verhalten war ehrlich und konsequent, und wir werden ihn sehr wohl weiter in einem griechischen aber auch einem europäischen Kontext sehen", sagte Tsirbas zum KURIER.

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