Neuer Nicht-Krieg nach der Nicht-Waffenruhe

Auf dem Weg in den Osten – eine Mutter verabschiedet ihren Sohn.
Ostukraine: Schwere Gefechte an vielen Orten.

Aller Optimismus von Anfang September ist verflogen. Damals hatten sich die Regierung in Kiew, die Separatisten in der Ostukraine und Russland in Minsk auf einen Waffenstillstand geeinigt. So wirklich gehalten hatte der zwar nie, aber jetzt dürfte er endgültig Geschichte sein: Seit Tagen toben Kämpfe mit schweren Waffen um den Flughafen von Donezk, nahe Lugansk sollen 200 ukrainische Soldaten von Separatisten im Kampf um ein strategisch wichtiges Fernwärmekraftwerk eingekesselt worden sein, und auch aus Mariupol an der Küste zum Azowschen Meer wurden Einschläge gemeldet. Im Bericht der OSZE-Beobachtermission wird praktisch von flächendeckendem Gefechtslärm berichtet. Quasi amtlich machte es jetzt der "Premierminister" der selbst ernannten Volksrepublik Donezk, Aleksandr Sachartschenko: Via twitter erklärte er, der Waffenstillstand müsse "als aufgegeben betrachtet werden". Und auch Präsident Petro Poroschenko hielt in einem TV-Interview fest, dass sich die derzeitige Demarkationslinie im Osten von der in Minsk vereinbarten Linie unterscheide.

Offensiven oder große Gebietsgewinne dürften aber für beide Seiten verlustreiche Unterfangen werden. Auch wenn der Waffenstillstand nie so wirklich gehalten hatte, so war es an den meisten Frontabschnitten doch bei Weitem ruhiger als zuvor. Und diese Ruhe haben beide Lager genutzt, um ihre Verteidigungsstellungen auszubauen. Um Mariupol etwa wurden gleich drei Verteidigungsringe gezogen. Ebenso dürften sich die Separatisten vor allem in Donezk effizient verbarrikadiert und neu formiert haben. Zumindest schienen die ukrainischen Einheiten im Kampf um den Flughafen schwer in der Defensive.

Streumunition

Schwere Vorwürfe werden nun gegen die ukrainische Armee laut. Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sollen die ukrainischen Streitkräfte in der Ostukraine Streumunition eingesetzt haben. Derartige, auch Clusterbomben genannte Geschoße sind international geächtet, weil viele der verbreiteten Mini-Bomben nicht explodieren und somit ganze Landstriche vermint werden. Es gebe starke Hinweise auf einen Einsatz solcher Bomben an Dutzenden Orten, heißt es in dem Bericht.

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