2000 tote russische Soldaten

Pro-russische Kämpfer trainieren in der Ostukraine - aus Russland erhalten sie nicht nur materielle Unterstützung, sondern auch personelle.
Laut einer – wohl irrtümlichen – Veröffentlichung sind reguläre Truppen aus Russland im Einsatz.

Russlands Militärausgaben sind gestiegen – das überrascht wenig. Schließlich, so die offizielle Darstellung des Kreml, erfordert der Krieg in der Ostukraine eine ständige Präsenz an der Grenze. Hinzu kommen Manöver, weil solche auch die NATO abhält. Darüber berichtete auch das russischen Nachrichtenportal Delowaja Shisn. Und veröffentlichte – wohl irrtümlich – eine peinlich genaue Auflistung, die auch Kosten für Kompensationszahlungen an Familien Gefallener sowie als invalid eingestufte Kriegsopfer beinhaltet.

Solche Informationen (Angaben über tote Militärs in Friedenszeiten, Anm.) gelten seit einer Novelle vergangenen Mai als Staatsgeheimnis, ihre Veröffentlichung als Hochverrat. Entsprechend schnell verschwand der Artikel wieder – jedoch erst, nachdem sich das ukrainische Portal Nowij Region und in weiterer Folge Forbes der Veröffentlichung annahmen. Denn aus den eingangs erwähnten Ausgaben lässt sich errechnen, dass mit 1. Februar 2015 über 2000 Familien Gefallener und 3200 Invalide neuerdings Kompensationszahlungen aus dem Verteidigungsbudget erhalten haben.

Gefallene und Invalide aus einem Krieg wohlgemerkt, den der Kreml laut Eigendarstellung nicht führt. Denn offiziell sind bestenfalls beurlaubte russische Soldaten freiwillig in der Ukraine im Einsatz – auch wenn es zahllose Hinweise auf die Präsenz regulärer Truppen gibt: Die OSZE berichtete etwa von massenhaften Panzerspuren über die ukrainisch-russische Grenze. Panzerfahrzeuge wurden aufgrund von mangelhaft übermalten Abzeichen klar aktiven russischen Einheiten zugeordnet. In den Arsenalen der pro-russischen Kämpfer in der Ostukraine finden sich Waffensysteme, wie sie nur die russische Armee benutzt. Hinzu kommen Zeugenaussagen von Bürgern und Angaben sowie Fotos russischer Soldaten auf sozialen Netzwerken.

Und nicht zuletzt sind da Aussagen von zwei Kämpfern, die im Mai von ukrainischen Einheiten gefangen genommen, nach Kiew gebracht und dort von der OSZE befragt wurden. Gegenüber der OSZE hatten sie angegeben, nie von der Armee beurlaubt, sondern auf regulären Befehl und auf Rotationsbasis mit einer Aufklärungseinheit in die Ukraine entsandt worden zu sein.

Anklage fertig

Der Kreml sagte dazu nur, dass es sich um ehemalige Soldaten handle – wovon die Betroffenen scheinbar aber nichts wussten. Zunächst hatte sich die russische Botschaft in Kiew noch des Falles angenommen, seit geraumer Zeit schweigt man aber dazu. Die Inhaftierten selbst äußerten in einem Interview mit Reuters, sich von der russischen Regierung in Stich gelassen zu fühlen. Inzwischen ist die Anklage in fünf Punkten gegen die Männer fertig und soll laut ukrainischer Generalmilitärstaatsanwaltschaft binnen Tagen einem Gericht zugestellt werden. Auch dem Vorsitzenden des russischen Generalstabes wurde eine Vorladung zugesandt. Es wurde zugesichert, dass das Verfahen öffentlich sein wird. In der Folge will man die Ermittlungsergebnisse auch einem internationalen Gericht zur Verfügung stellen.

Ukrainische Diplomaten indes geben abseits offizieller Kommentare an, dass man in diesem Fall weniger auf eine Strafverfolgung als auf einen Austausch hinarbeite: Die zwei russischen Soldaten sollen demnach gegen die in Russland inhaftierte Ex-Kämpferin und in Abwesenheit ins Parlament gewählte Nadija Sawtschenko ausgetauscht werden. Nachsatz: Moskau zeige wenig Interesse an den beiden, während die Causa Sawtschenko für Kiew oberste Priorität habe.

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