Überläufer werden zu Gefahr für Cameron

UKIP-Chef Farage (l.) hofft auf weitere Überläufer wie Mark Reckless.
Ex-Tory holt zweites Mandat für europafeindliche UKIP; Premier schwimmen Felle davon.

Erbittert versuchte David Cameron zu verhindern, dass die europafeindliche UKIP-Partei – die derzeit größte Herausforderung für die regierenden Konservativen – ein zweites Mandat im britischen Unterhaus erlangt. Ganze fünf Mal besuchte der Premier in den letzten Wochen den Wahlkreis Rochester and Strood in Südengland, in dem am Donnerstag Nachwahlen stattfanden. Ohne Erfolg. Mit klarem Vorsprung gewann der UKIP-Kandidat vor der Kandidatin der Tories. Besonders bitter: Der siegreiche Mark Reckless war bis vor Kurzem noch Abgeordneter der Tories. Sein Überlaufen hatte die Nachwahl erst notwendig gemacht.Reckless ist nicht der erste Tory, der die Seiten gewechselt hat. Schon im Oktober holte ein Ex-Konservativer den allerersten Parlamentssitz für UKIP. Laut deren Chef Nigel Farage dürften weitere Überläufer folgen. Er wäre „sehr überrascht“, wenn bei den Parlamentswahlen 2015 nicht noch weitere Tories für UKIP kandidieren würden.

Guten Grund hätten sie: Umfragen zufolge drohen die Konservativen beim Urnengang im Mai ihre Mehrheit an Labour zu verlieren; UKIP könnte bis zu 15 Prozent der Stimmen erzielen. Wollen Tory-Abgeordnete ihre Mandate behalten, so Farage, täten sie gut daran, zu UKIP zu wechseln. Die Konservativen ihrerseits warnen, dass jede Stimme für UKIP indirekt Labour stärke – und eine Labour-Regierung sei eine Risiko für die Wirtschaft.

UKIP hatte bei der EU-Wahl im Mai 28 Prozent erreicht und wurde die stärkste britische Partei. Cameron versuchte den EU-Gegnern danach Paroli zu bieten, indem er für den Fall seiner Wiederwahl 2015 ein Referendum über einen EU-Austritt Großbritanniens versprach.

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