Türkei: Deutschland schließt Vertretungen

Der Kizilay-Platz liegt nicht weit vom Botschaftsviertel entfernt.
Generalkonsulat in Istanbul und Botschaft in Ankara betroffen. Kritik kommt von den Behörden.

Nach dem Anschlag in Ankara in der Nähe des zentralen Kizilay-Platzes mit 37 Toten sind wegen einer Terrorwarnung ist in der türkischen Hauptstadt die deutsche Botschaft geschlossen worden. Am Donnerstag bekannte sich die extremistische Kurdenorganisation Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) zu dem Anschlag.

In Istanbul wurden das deutsche Generalkonsulat und die deutsche Schule geschlossen. Es handle sich um einen "nicht abschließend überprüfbaren Warnhinweis", teilte das Generalkonsulat in der türkischen Wirtschaftsmetropole mit.

Das österreichische Generalkonsulat hat dagegen "normalen Betrieb", wie der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, auf APA-Anfrage erklärte.

In der deutschen Mitteilung hieß es: "Bitte meiden Sie die Umgebung des Generalkonsulats." Die diplomatische Vertretung Deutschlands liegt in der Nähe des Taksim-Platzes. Das österreichische Generalkonsulat befindet sich mehrere Kilometer entfernt. Die deutsche Schule ist an der Fußgängerzone Istiklal Caddesi.

In Istanbul hatte im Jänner ein Selbstmordattentäter zwölf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Die Tat wurde der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zugerechnet. In Ankara waren am Sonntag bei einem Anschlag 37 Menschen getötet worden. Die Regierung macht die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK für diese Tat verantwortlich.

Deutsche Botschaft in Ankara geschlossen

Nach dem Anschlag in Ankara ist auch die deutsche Botschaft in der türkischen Hauptstadt geschlossen worden. Hintergrund sei ein nicht abschließend überprüfbarer Hinweis, hieß es am Donnerstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Bedrohungslage habe sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen nicht geändert.

Steinmeier: "Sehr konkrete" Hinweise

Es habe "sehr konkrete Hinweise" gegeben, dass "terroristische Attentate" gegen deutsche Vertretungen in der Türkei "vorbereitet seien", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag in Berlin.

Er habe daraufhin entschieden, dass die deutsche Botschaft in Ankara, das Generalkonsulat in Istanbul und die deutschen Schulen in beiden Städten geschlossen bleiben. "Das war eine notwendige Maßnahme, weil der Schutz der deutschen Staatsbürger und der in den Einrichtungen arbeitenden und lernenden Menschen jetzt Vorrang haben muss." Die Schutzvorkehrungen an diesen Einrichtungen sollen jetzt erhöht werden.

Türkische Behörden kritisieren Schließung

Die Behörden in Istanbul haben die Entscheidung Berlins zur Schließung des deutschen Generalkonsulats und der deutschen Schule in der türkischen Metropole scharf kritisiert. Die deutschen Vertretungen seien auf Grundlage nicht bestätigter Annahmen und ohne Absprache mit den zuständigen türkischen Stellen geschlossen worden, erklärte das Istanbuler Gouverneursamt am Donnerstag auf seiner Webseite. Dagegen zeigte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu Verständnis für die Sorgen vor weiteren Anschlägen.

Das Istanbuler Gouverneursamt warf den deutschen Behörden vor, einer Panikmache im Internet erlegen zu seien. In den sozialen Netzwerken kursierten Gerüchte und Nachrichten, die darauf angelegt seien, die Sicherheit und Ordnung des Landes zu stören, erklärte die Behörde.

Dagegen sagte Davutoglu, nach Anschlägen wie dem von Ankara seien "Sorgen hinsichtlich der Sicherheit in allen Städten normal". Allerdings würden in Ankara und Istanbul wie in anderen Städten die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Dabei gebe es "große Anstrengungen", sagte der Regierungschef, der auf ähnliche Vorkehrungen nach Anschlägen in westlichen Städten verwies. "Paris ist immer noch im Ausnahmezustand", sagte er.

Kurdische Extremisten bekennen sich zu Anschlag in Ankara

Unterdessen hat sich die extremistische Kurdenorganisation Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) zu dem Attentat von Ankara bekannt. Der Angriff in der türkischen Hauptstadt vom Sonntag sei eine Vergeltung für das Vorgehen der türkischen Truppen gegen die Kurden im Südosten der Türkei gewesen, erklärte die Gruppe am Donnerstag in einem auf ihrer Internetseite veröffentlichten Bekennerschreiben.

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