Taliban bekannten sich zu Anschlag in Kabul

Der Kleinbus war Ziel der Islamisten.
Sieben TV-Mitarbeiter starben. Die Extremisten drohten mit weiteren Angriffen.

Zu dem Anschlag auf einen Kleinbus von Journalisten des TV-Senders Tolo in Afghanistan, bei dem am Mittwoch mindestens acht Menschen getötet wurden, haben sich die radikalislamischen Taliban bekannt. Weitere Angriffe auf den populären Sender würden folgen, wenn dieser nicht damit aufhöre, "bösartige Propaganda über die Taliban zu verbreiten".

Berichte über Vergewaltigungen

Die Taliban hatten im Oktober verkündet, dass sie die Sender Tolo und 1TV wegen der angeblichen Verbreitung falscher Informationen als "militärische Ziele" betrachteten. Die Sender hatten über Vergewaltigungen berichtet, die die Taliban nach der kurzzeitigen Eroberung von Kunduz im September verübt haben sollen.

"Bei dem Terroranschlag heute in Kabul haben wir sieben Mitarbeiter verloren", teilte Tolo im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sagte, sollte der angegriffene Bus Mitarbeiter des Senders nach Hause bringen. Einige seien in dem Bus verbrannt, sagte ein Tolo-Mitarbeiter. Bei den Todesopfern handelte es sich demnach überwiegend um Grafik-und Tonmitarbeiter, die hinter den Kulissen arbeiteten.

"Feind hat Kollegen zu Märtyrern gemacht"

"Der Feind der Menschlichkeit, des Friedens und des Islams hat unsere Kollegen zu Märtyrern gemacht, weil sie ihre Verbrechen aufgedeckt haben", sagte Tolo-Nachrichtenmoderator Fawad Aman. Die Angreifer würden aber niemals ihr "böses Ziel" erreichen, den Sender zum Schweigen zu bringen. Der afghanische Staatschef Ashraf Ghani schrieb bei Twitter, er verurteile diesen "barbarischen Angriff auf unsere mutigen Medienmitarbeiter".

Die Sicherheitslage in Kabul und weiten Teilen Afghanistans hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Beobachter vermuten, dass die Taliban mit ihren Angriffen größere Zugeständnisse in den derzeit laufenden Friedensverhandlungen erzwingen wollen. Nach einem ersten Treffen in Islamabad waren Vertreter aus Afghanistan, Pakistan, China und den USA am Montag in Kabul zu einer zweiten Verhandlungsrunde zusammengekommen, die zu neuen Friedensgesprächen mit den Taliban führen sollen. Die Islamistengruppe entsandte aber keine Delegation zu den Treffen.

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