Manbij: Menschen feiern die Befreiung vom IS

Manbij: Menschen feiern die Befreiung vom IS
Frauen verbrannten aus Freude den Gesichtsschleier, gefangengehaltene Zivilisten wurden befreit.

Nach wochenlangen Kämpfen hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus der strategisch wichtigen Stadt Manbij im Norden Syriens zurückgezogen. Syrisch-kurdische Truppen verkündeten am Freitag die vollständige „Befreiung“ der Stadt vom IS und die vollständige Kontrolle über die Stadt. Die Dschihadisten hätten sich in Richtung der Stadt Jarablus nördlich von Manbij zurückgezogen.

In der Stadt selbst demonstrierten die Bewohner ihre Erleichterung über das Verschwinden des IS. Männer ließen sich die Bärte stutzen, Frauen verbrannten den vom IS vorgeschriebenen Gesichtsschleier auf offener Straße, andere zündeten sich eine Zigarette an (der IS hatte dies als unislamisch verboten).

Manbij: Menschen feiern die Befreiung vom IS
A woman smokes as she rests after she was evacuated with others by the Syria Democratic Forces (SDF) fighters from an Islamic State-controlled neighbourhood of Manbij, in Aleppo Governorate, Syria, August 12, 2016. The SDF has said Islamic State was using civilians as human shields. REUTERS/Rodi Said

Die Stadt würde aber noch durchsucht. Über 2.000 Zivilisten, die von der Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) gefangen gehalten wurden, seien befreit worden. Die DFS, zu der auch die Kurdenmiliz YPG und arabische Kämpfer angehören, werden aus der Luft von der US-geführten Anti-IS-Allianz unterstützt. Zuvor hatte eine oppositionsnahe Gruppe bereits mitgeteilt, dass die Rebellen den IS aus Manbij vertrieben haben. Zuletzt hätten sich aber noch etwa 100 IS-Kämpfer dort verschanzt. Manbij wurde lange Zeit vom IS als Nachschubroute für Waffen und Kämpfer genutzt. Die Rückeroberung dürfte den Weg für einen Angriff auf die IS-Hochburg Raqqa bereiten.

Manbij: Menschen feiern die Befreiung vom IS
A man cuts the beard of a civilian who was evacuated with others by the Syria Democratic Forces (SDF) fighters from an Islamic State-controlled neighbourhood of Manbij, in Aleppo Governorate, Syria, August 12, 2016. The SDF has said Islamic State was using civilians as human shields. REUTERS/Rodi Said

Gebiete in Manbij würden zunächst nach Minen durchsucht, teilte die pro-kurdische Nachrichtenagentur Firat mit. Demnach hatten Luftangriffe der USA eine entscheidende Rolle bei der Eroberung gespielt. Der Rückzugsort Jarablus liegt nördlich von Manbij direkt an der türkischen Grenze.

Mehr als zwei Monate hatten die von Kurden geführten und von den USA unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) versucht, Manbij einzunehmen. Die Stadt war 2014 von den Jihadisten eingenommen worden und galt als wichtiger Knotenpunkt für die Versorgungsroute in die IS-Hochburg Al-Raqqa.

Manbij: Menschen feiern die Befreiung vom IS
A woman sets fire to a niqab after she was evacuated with others by the Syria Democratic Forces (SDF) fighters from an Islamic State-controlled neighbourhood of Manbij, in Aleppo Governorate, Syria, August 12, 2016. The SDF has said Islamic State was using civilians as human shields. REUTERS/Rodi Said
In der syrischen Metropole Aleppo gingen die Kämpfe nach Angaben von Aktivisten weiter. Menschenrechtsbeobachter berichteten von Dutzenden Luftangriffen und von Artilleriebeschuss. In der Folge habe ein Kinderkrankenhaus in der Nähe von Aleppo die Arbeit einstellen müssen.

Die internationale Hilfsorganisation Save the Children warnte vor einem Anstieg der Angriffe auf Schulen im Nordwesten Syriens. Die Kämpfe in den Regionen von Aleppo und Idlib verschärften sich weiter, und auch immer mehr Schulen gerieten dabei unter Beschuss, teilte die Organisation mit. Die Kinder seien völlig verängstigt und ihre Eltern wollten sie nicht mehr zum Unterricht schicken, weil den ganzen Tag Drohnen, Helikopter und Kampfflugzeuge über den Gebieten kreisten. „Selbst in einem solchen Konflikt muss das Recht der Kinder gewahrt bleiben, zu lernen und zu spielen“, sagte Geschäftsführerin Helle Thorning-Schmidt.

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