Zika-Virus: Impfstoff in einem Jahr

Großeinsatz gegen das Zika-Virus in Südamerika (im Bild Caracas, Venezuela)
Experten meinen: "Das Virus frisst sich praktisch durch". In Österreich droht aber keine Epidemie.

Ein erster experimenteller Impfstoff für begrenzte Einsätze gegen das Zika-Virus im Rahmen von Studien könnte bis Jahresende zur Verfügung stehen: Das sagten jetzt Wissenschaftler aus Kanada und den USA. Allerdings wird das zu spät sein, um eine weitere massive Ausbreitung vor allem in Lateinamerika zu verhindern: Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent könnte es ohne rasche Gegenmaßnahmen bald zu drei bis vier Millionen Ansteckungen kommen, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Denn "das Virus frisst sich praktisch durch", so der deutsche Virologe Dennis Tappe: "Die Moskitos nutzen jede Wasserfläche, um ihre Eier abzulegen." Durch den starken (Reise-)Verkehr auf dem Kontinent werde die Ausbreitung deutlich beschleunigt. Möglicherweise gibt es allein in Brasilien bereits 1,5 Millionen Zika-Fälle. Der Erreger ist schon in mehr als 20 Ländern auf dem amerikanischen Kontinent aufgetaucht.

In Österreich ist laut Ansicht von führenden Tropenmedizinern keine Epidemie zu befürchten – auch wenn weitere importierte Fälle zu erwarten sind. "Erstens ist es zu kalt", so Experte Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch, außerdem gebe es hierzulande "keine kompetenten Erreger". Denn es existieren keine Hinweise darauf, dass auch heimische Mückenarten das Virus übertragen können.

68 Babys starben

Das Virus wird für Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen verantwortlich gemacht (Mikroenzephalie). Die Babys kommen mit einem viel zu kleinen Schädel auf die Welt, was meist zu geistiger Behinderung führt. In Brasilien gibt es bereits rund 4200 Verdachtsfälle. 68 Babys sind bisher gestorben.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat nun zum Kampf gegen das Zika-Virus aufgerufen. "Ich bitte alle, ihre Angestellten, Gewerkschaftsmitglieder, Gläubigen, Arbeits- und Schulkollegen, ihre Familien und Nachbarn zu mobilisieren. Ein Moskito kann schließlich nicht stärker als ein ganzes Land sein und ist es auch nicht", sagte die Staatschefin.

Rousseff räumte ein, dass sich das Virus immer mehr in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern ausbreite. Zuvor hatte sie bereits angekündigt, im Rahmen eines Aktionstages bis zu 220.000 Soldaten im Kampf gegen die Steckmückenart Aedes aegypti einzusetzen.

Die brasilianischen Behörden sind im Großeinsatz. Von nächster Woche an werden Hunderttausende Menschen zu den Karnevalsfeiern erwartet, im August stehen dann die Olympischen Spiele an. Wegen des Erregers sollen Verhaltensrichtlinien an die nationalen Verbände geschickt werden.

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