Straches Werben um Israel

FPÖ-Chef Strache in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem
FPÖ-Chef verbindet Kampf gegen Antisemitismus mit Kampf gegen Islamisierung.

Die israelischen Medien kümmert der gegenwärtige Besuch des FPÖ-Obmanns Heinz-Christian Strache nur wenig. Israels Außenministerium stellt klar: "Er wurde nicht eingeladen. Die Regierung ist am Besuch unbeteiligt." Die staatliche Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem betonte vor und nach der Kranzniederlegung: "Es handelt sich um einen Privatbesuch." Strache selbst sagt, auf offizielle Einladung der Regierungspartei Likud gekommen zu sein. Deren Sprecher sagt das nicht. Er will aber auch nicht dementieren.

"Fühlt sich in der Verantwortung"

Straches direkte Gastgeber nehmen keine offiziellen Posten in der Partei ein. "Ich treffe während dieses Besuchs aber auch Abgeordnete und Mitglieder der Führung", erklärt Strache auf Anfrage des KURIER. Am Mittwoch nimmt er an einer Konferenz teil, die sich gegen die neue EU-Kennzeichnungspflicht für Produkte aus israelischen Siedlungen richtet. "Die bringt eine Friedenslösung in Nahost nicht näher und hilft auch keineswegs der palästinensischen Bevölkerung", äußert sich Strache zu diesem Thema klarer als andere Politiker. "Er bewies vor aller Welt, dass er sich Israel gegenüber in der Verantwortung fühlt", schrieb die Zeitung Yedioth noch vor seiner Ankunft. Ohne seine Vergangenheit im rechts-rechten Umfeld zu vergessen.

Es ist Straches vierter Besuch in Israel. Diesmal provoziert er keine lauten Proteste. Aber auch von Begeisterung ist nicht viel zu spüren. Der Chef der Freiheitlichen bemüht sich um eine positive Aufnahme in Israel als Tor zur internationalen Politik. Wer auf einen Wahlsieg hinarbeitet, muss auch an den Tag danach denken. Strache weiß dies so gut der Niederländer Geert Wilders oder Marine Le Pen in Frankreich. Den Anfang der Rechtspopulisten, die in Israel anklopfen, machte 2003 der Italiener Gianfranco Fini.

"Herzensanliegen"

Daher betont auch Strache die gemeinsamen Werte. "Seitdem ich Obmann der Partei bin, war mir der Kampf gegen Antisemitismus immer ein Herzensanliegen", erinnert er im Gespräch. "Der Kampf gegen Antisemitismus ist in den letzten Jahren aber nicht vom Kampf gegen Islamismus und Terrorismus zu trennen."

Ihre Gesprächspartner finden die Rechten der EU unter israelischen Rechten. Aber auch die scheuen oft vor einer allzu platten Logik zurück: Eines Feindes Feind ist nicht unbedingt immer auch Freund. In Israel werden Moscheen und Minarette gebaut, und Frauen mit Kopfbedeckung sind kein Thema juristischer Betrachtungen.

Im gemeinsamen Kampf gegen den Terror findet Strache aber das gemeinsame Ziel. "Die Israelis kennen einen Alltag, der ständig von Terror bedroht ist", sagt Strache. Und: "Europa ist seit Jahrzehnten einer sich verstärkenden Islamisierung ausgesetzt, und auch Europa lernt verstärkt, was es heißt, Terror ausgesetzt zu sein."

Strache und der Holocaust

Worte, die in Israel verstanden werden. Inwieweit aber wecken sie auch Verständnis für die FPÖ? Chaim Milstein, Likud-Mitglied und einer der israelischen Vermittler des Besuches, kennt Strache seit 2000 und dem Boykott der schwarz-blauen Koalition. "Da war er noch nicht oben in der FPÖ." Er weiß, dass Strache in einem Brief an die israelische Botschaft 2008 zwar herzliche Glückwünsche zum 60. Unabhängigkeitstag ausrichtete, aber keine klare Absage an die Holocaust-Zweifel in seiner Partei aussprach. "Das hat sich deutlich geändert. Vor zwei Jahren hat er in einem weiteren Brief den Holocaust als größtes Verbrechen der Menschheit bezeichnet."

Ein Likud-Politiker, der nicht genannt werden wollte, erklärte seine Vorbehalte gegenüber Strache damit, dass Ausländerhass ihm so suspekt sei wie Islamismus: "Israel hat wirklich keinen Grund, alle Moslems dieser Welt zu lieben. Aber auch keinen Grund, alle Moslems dieser Welt zu hassen."

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