SPD-Chef Gabriel: Angst vor dem Faymann-Los

Die SPD dümpelt bei 20 Prozent dahin - durch die erstarkende AfD fürchtet man ein österreichisches Schicksal.

Über den Rücktritt, der tatsächlich eingetreten ist, haben sie in Stockholm nicht öffentlich gesprochen. Wohl aber über den, den es nur gerüchteweise gab: Als SPD-Chef Sigmar Gabriel am Sonntag Werner Faymann traf, war es Gabriel, der Fragen zu seiner Amtsmüdigkeit beantwortete. Der Focus hatte zuvor das Gerücht verbreitet, der SPD-Chef wolle den Hut nehmen.

Gekommen ist es anders. Die Parallelen zwischen beiden sind aber auch so kaum zu übersehen. Auch wenn Gabriel und seine Führungsspitze sich beeilten, die Gerüchte als "Quatsch" abzutun, sind sie doch Produkt einer ähnlichen Krise wie die der SPÖ. Umfragen weisen der SPD gerade mal 20 Prozent aus; das ist der tiefste Wert, den die Partei in der Nachkriegszeit jemals hatte – und intern gärt es, weil Gabriel vor allem in puncto Abgrenzung nach rechts immer wieder einen Schlingerkurs fährt. Vor allem die Parteilinken fürchten, dass die SPD durch die erstarkende AfD ein ähnliches Schicksal erleiden könnte wie die SPÖ.

Am Montag präsentierte sich Gabriel deshalb als Verteidiger sozialdemokratischer Grundwerte. In einer Parteikonferenz räumte er angesichts der harschen Kritik einer Putzfrau aus dem Publikum ("Ihr habt uns runtergefahren!") ein, dass bei der Agenda 2010 Fehler gemacht worden seien; der Vertrauensverlust sei "existenziell": Die SPD sei eine "emotional ermüdete Partei" geworden. Den Rücktritt Faymanns, der gut dazu gepasst hätte, erwähnte er nicht.

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