Slowaken lehnen Roma und Juden offen ab

Slowaken lehnen Roma und Juden offen ab
Eine Umfrage in einer slowakischen Tageszeitung belegt die offene Abneigung gegen Minderheiten.

Wenn Oskar Dobrovodsky für sein Anliegen in Bratislava auf die Straße geht, dann bekommt er oft Applaus von der falschen Seite. Der Angestellte aus dem Ort Malacky unweit der österreichischen Grenze will eigentlich nur, dass seine Nachbarn nicht ohne Baugenehmigung Hütte um Hütte aufstellen, dass sie Hygienevorschriften einhalten und aufhören, sein Haus mit Müll zu beschießen. Tatsache ist nur: Die Nachbarn sind Roma.

Und so entzündet sich an Dobrovodskys Protestaktionen in der Hauptstadt die Debatte um den Umgang der Slowaken mit ihrer größten und zugleich am schlimmsten diskriminierten Minderheit. Sobald der Mittvierziger mit seinen Protest-Plakaten vor dem Parlament in Bratislava Aufstellung nimmt, bekommt er von Landsleuten zu hören, was sie von Roma halten würden.

Und diese Haltung belegt auch eine aktuelle Umfrage, die die slowakische Tageszeitung SME veröffentlichte. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind dafür, dass Roma von Polizei und Gerichten strenger behandelt werden sollten als normale Slowaken, dass ihnen bei Arbeitslosigkeit jegliche soziale Unterstützung entzogen werden sollte. Eine Mehrheit erklärt sich sogar bereit, gegen Roma aktiv vorzugehen.

„Die Slowaken verspüren offene Abneigung gegen Roma“, kommentiert einer der Verfasser der Studie vom Institut „Komprax Iuventa“ die Ergebnisse, viele würden sogar eine Ausweisung aus dem Land befürworten.

Doch hinter dieser Ablehnung stecken auch in der Slowakei völlig ungelöste Probleme: Die halbe Million Roma sind sozial ausgegrenzt, leben in Gettos, ihre Kinder werden in Sonderschulen abgeschoben. Zahlreiche EU-geförderte Projekte in der Ostslowakei haben an der Situation nichts geändert.

Antisemitismus

Wenig mit realen Lebensumständen zu tun hat ein weiteres erschreckendes Ergebnis der Umfrage. Fast die Hälfte der Befragten meint, dass Juden zu viel Macht und Einfluss auf Politik und Wirtschaft in der Slowakei hätten. Der Befund, dass die Juden überall ihre Finger im Spiel hätten, ist eine Alltagsweisheit, die man bei unseren Nachbarn regelmäßig vorgesetzt bekommt. Dass die jüdische Minderheit im Land gerade ein paar Dutzend ältere Menschen umfasst, spielt da keine Rolle.

Mitarbeit: Jana Patsch

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