Serbiens Premier befürchtet neuen Balkankrieg

"Zum ersten Mal habe ich ein bisschen Angst", sagte Serbiens Premier Vučić in Brüssel.
Angesichts der Entwicklungen in Mazedonien befürchtet Serbiens Premier einen neuen Balkankrieg.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Mazedonien wächst bei den Nachbarstaaten und in der EU die Sorge vor der möglichen Destabilisierung der ganzen Region. Serbiens Premier Aleksandar Vučić zeigte sich am Montag besorgt. Es drohe ein möglicher Balkankrieg. "Zum ersten Mal habe ich ein bisschen Angst, ja", sagte Vučić in Brüssel. "Zum ersten Mal sehe ich und fühle ich, dass etwas am Westbalkan nicht in Ordnung ist."

Serbiens Premier befürchtet neuen Balkankrieg
Vučić war am Montag – auf Initiative Österreichs und Italiens – am Rande des Treffens der EU-Außenminister zur ersten Zusammenkunft der "Friends of Serbia" gekommen; Ziel ist es, den Beitrittsprozess Serbiens in die EU zu beschleunigen. Außenminister Sebastian Kurz lobte beim gemeinsamen Auftritt mit Vučić, dass Serbien sich in den vergangenen Jahren um die Stabilität in der Region bemüht habe. Vučić betonte, sich in den Konflikt in Mazedonien nicht einmischen zu wollen: "Serbien wird immer ein enger Freund Mazedoniens sein. Es liegt aber an der mazedonischen Bevölkerung, durch diese schwierige Zeit zu kommen und Entscheidungen für die Zukunft zu treffen."

Eskalation

Die Sorge vor einem möglichen Bürgerkrieg in Mazedonien war in den vergangenen Tagen gestiegen, nachdem es 14 Tote gegeben hatte, als die Polizei vor einer Woche äußerst gewaltsam gegen angebliche albanische Terroristen vorgegangen war. Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Mazedonier sind ethnische Albaner; die Beziehungen zwischen den Volksgruppen sind seit Langem angespannt.

Die Opposition wirft Premier Gruevski vor, die Gewalteskalation bewusst inszeniert zu haben, um von einem Korruptionsskandal abzulenken. Gruevski, der seit 2006 Ministerpräsident ist, wird auch die Fälschung der Wahl im April 2014 vorgeworfen, bei der er im Amt bestätigt wurde.

Zehntausende Demonstranten

Am Sonntagabend hatten wieder Zehntausende Demonstranten auf den Straßen in Skopje Gruevskis Rücktritt gefordert; Hunderte von ihnen harrten die ganze Nacht über vor seinem Amtssitz aus. Der Sozialdemokratische Bund, die führende Oppositionspartei, kündigte am Montag einen siebentägigen Dauerprotest an; Gruevski wiederum wollte seine Anhänger Montagabend ebenfalls in Skopje versammeln.

In Brüssel ist man durch die Geschehnisse alarmiert, steht der Entwicklung aber ziemlich machtlos gegenüber: In Diplomatenkreisen heißt es, als Druckmittel könnten am ehesten die EU-Beitrittsverhandlungen genutzt werden. Doch die wurden ohnehin, obwohl Mazedonien seit 2005 Kandidat ist, noch nicht einmal gestartet.

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