Serbiens Premier befürchtet neuen Balkankrieg
Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Mazedonien wächst bei den Nachbarstaaten und in der EU die Sorge vor der möglichen Destabilisierung der ganzen Region. Serbiens Premier Aleksandar Vučić zeigte sich am Montag besorgt. Es drohe ein möglicher Balkankrieg. "Zum ersten Mal habe ich ein bisschen Angst, ja", sagte Vučić in Brüssel. "Zum ersten Mal sehe ich und fühle ich, dass etwas am Westbalkan nicht in Ordnung ist."
Eskalation
Die Sorge vor einem möglichen Bürgerkrieg in Mazedonien war in den vergangenen Tagen gestiegen, nachdem es 14 Tote gegeben hatte, als die Polizei vor einer Woche äußerst gewaltsam gegen angebliche albanische Terroristen vorgegangen war. Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Mazedonier sind ethnische Albaner; die Beziehungen zwischen den Volksgruppen sind seit Langem angespannt.
Die Opposition wirft Premier Gruevski vor, die Gewalteskalation bewusst inszeniert zu haben, um von einem Korruptionsskandal abzulenken. Gruevski, der seit 2006 Ministerpräsident ist, wird auch die Fälschung der Wahl im April 2014 vorgeworfen, bei der er im Amt bestätigt wurde.
Zehntausende Demonstranten
Am Sonntagabend hatten wieder Zehntausende Demonstranten auf den Straßen in Skopje Gruevskis Rücktritt gefordert; Hunderte von ihnen harrten die ganze Nacht über vor seinem Amtssitz aus. Der Sozialdemokratische Bund, die führende Oppositionspartei, kündigte am Montag einen siebentägigen Dauerprotest an; Gruevski wiederum wollte seine Anhänger Montagabend ebenfalls in Skopje versammeln.
In Brüssel ist man durch die Geschehnisse alarmiert, steht der Entwicklung aber ziemlich machtlos gegenüber: In Diplomatenkreisen heißt es, als Druckmittel könnten am ehesten die EU-Beitrittsverhandlungen genutzt werden. Doch die wurden ohnehin, obwohl Mazedonien seit 2005 Kandidat ist, noch nicht einmal gestartet.
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