IS-Propaganda statt Handschlag

IS-Propaganda statt Handschlag
Zwei muslimische Brüder verweigerten ihrer Lehrerin den Handschlag / Einer outete sich als IS-Fan.

Der Fall sorgt für enorme Aufregung: Zwei muslimische Brüder haben von ihrer Schule im Örtchen Therwil in der Nähe von Basel eine Sondergenehmigung erhalten – sie müssen ihrer Lehrerin nicht mehr die Hand geben. Die Burschen aus Syrien, 14 und 15 Jahre alt, hatten sich zuvor geweigert, Frauen die Hand zu schütteln. Wie die Boulevardzeitung Blick nun berichtet, hat sich einer der beiden auf Facebook als Fan der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geoutet. In einem Video wird eine IS-Flagge geschwenkt, eine vermummte Person trägt eine Kalaschnikow, und die Aufforderung des Schülers im Kommentar lautet: "Jeder Muslim soll liken." Laut Blick ist der Schüler gut vernetzt mit Salafisten im Ausland, und er teilt regelmäßig IS-Propaganda. Er ist auch der Meinung, dass Frauen Kopftuch tragen müssen.

Die Empörung in der Schweiz ist enorm, und die neuen Erkenntnisse liefern Islam-Hassern weiteren Zündstoff – denn schon die Handschlags-Causa hatte wenige Tage zuvor für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. In der Sekundarschule in Therwil ist es üblich, dass die Schüler der Lehrkraft zur Begrüßung und zur Verabschiedung die Hand geben. Im Islam gilt gemäß einigen Rechtsschulen, dass ein Mann eine Frau, die nicht seine Ehefrau ist, nicht berühren darf. Nachdem die beiden muslimischen Schüler ihrer Lehrerin den Handschlag aus religiösen Gründen verweigert hatten, entschied der Schuldirektor schließlich, dass sie dies tatsächlich dürfen. Diese Entscheidung schlug hohe Wellen.

"Nicht akzeptabel"

"So stelle ich mir Integration nicht vor, auch unter dem Titel Religionsfreiheit kann man das nicht akzeptieren", kritisierte Justizministerin Simonetta Sommaruga die Schulleitung. "Dass ein Kind der Lehrperson die Hand nicht gibt, das geht nicht", so die Politikerin. Der Handschlag sei Teil der Kultur und gehöre zum Alltag.

Auch der Lehrerverein Baselland zeigte sich nicht einverstanden, wie der Tagesanzeiger berichtet. Es handle sich um den Bruch einer Tradition und um eine Diskriminierung der Frauen: "Wir wollen nicht ins Mittelalter zurück", sagte Isabella Oser vom Lehrerverein.

Nach Einschätzung von Saïda Keller-Messahli, Gründerin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, haben die Lehrpersonen falsch reagiert, als sie den Schülern nachgaben. "Sie hätten sich ein Bild machen sollen, dann wären sie auf die IS-Videos gestoßen", sagte sie Blick.

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